Meinung

Ein Museum der Okkupation tut not

Für polnische Opfer braucht es kein besonderes Denkmal: Vielmehr muss allen Opfern der deutschen Besatzung gedacht werden

von Gabriele Lesser  20.11.2017 16:59 Uhr

Gabriele Lesser Foto: Adam Chełstowski/FORUM

Für polnische Opfer braucht es kein besonderes Denkmal: Vielmehr muss allen Opfern der deutschen Besatzung gedacht werden

von Gabriele Lesser  20.11.2017 16:59 Uhr

Im Zentrum Berlins soll ein »Denkmal zum Gedenken an die polnischen Opfer der deutschen Besatzung 1939–1945« entstehen. Die Initiatoren gehen davon aus, dass die Deutschen zu wenig über das »barbarische Unrecht der deutschen Besatzungsherrschaft« in Polen wissen. Das ist richtig.

Doch das betrifft nicht nur Polen, sondern die gesamte deutsche Besatzung Osteuropas. Am schlimmsten getroffen hatte es Weißrussland: Nach dem Abzug der Deutschen war ein Drittel der Bevölkerung tot und fast das ganze Land verwüstet. Millionen Gräber von Russen und Ukrainern, die in den Krieg gezwungen wurden, sind über den halben Kontinent verteilt. Überall wurden Juden erschossen, vergast, in Todesmärschen gequält.

Gedenkorte Wenn das Ziel wirklich sein sollte, Wissen über die grauenhafte deutsche Besatzungszeit in Osteuropa zu vermitteln, müsste man ein Okkupationsmuseum bauen. Mit einem Denkmal – oder auch mehreren Denkmälern – ist es nicht getan. Schon heute gibt es in Berlin mehr als 320 Gedenkorte und -stätten, die an die Opfer der Naziherrschaft erinnern, auch an die Opfer in Polen. Doch erst vor Kurzem, so heißt es in dem Aufruf, habe »der Kabinettschef des polnischen Präsidenten einen Ort in Berlin vermisst, um einen Kranz niederzulegen«.

Das ist traurig, gibt es doch in Berlin ein Denkmal für polnische Soldaten sowie das große Denkmal für die ermordeten Juden Europas, das auch an über drei Millionen polnische Juden erinnert, die in der Schoa ermordet wurden. Da legte der Kabinettschef keinen Kranz ab, obwohl diese drei Millionen polnischen Staatsbürger über 90 Prozent aller Juden in Vorkriegspolen stellten.

In dem Aufruf steht auch, es dürfe nicht vergessen werden, dass »Polen als Nation vernichtet werden sollte«. Das Problem ist aber: Eine Parallelität zum Völkermord an den Juden gibt es nicht, auch wenn das in Polen oft behauptet wird. Ein Okkupationsmuseum könnte sowohl den unfassbar brutalen Alltag im besetzten Osteuropa zeigen als auch Raum für Gedenkfeiern bieten. Ein Museum wäre einem weiteren Denkmal in Berlin vorzuziehen.

Die Autorin ist freie Journalistin in Warschau.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Immer öfter wird eine Entlassung der UNO-Beauftragten gefordert

von Imanuel Marcus  26.07.2024

Olympia

Brandanschläge legen französisches Schnellzugnetz lahm

Am Tag der Eröffnungszeremonie gab es im ganzen Land Brandanschläge auf das Schienennetz

 26.07.2024

Palm Beach

Trump empfängt Netanjahu in Florida

Das Treffen sorgt für Aufsehen

 26.07.2024

Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Die Sonderberichterstatterin ist eine israelfeindliche Aktivistin

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024