Meinung

Ein Gesetz für die Raubkunst

Ronald S. Lauder Foto: Gregor Zielke

Meinung

Ein Gesetz für die Raubkunst

Auch ein Jahr nach dem Fall Gurlitt sind deutsche Museen und Politik gefordert

von Ronald S. Lauder  03.11.2014 18:40 Uhr

Knapp 70 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft hat der Fall Gurlitt ein grelles Licht auf Deutschlands Umgang mit dem organisierten Raub von Kunst geworfen, die in jüdischem Besitz war. Gerade die deutschen Museen müssen sich seitdem fragen lassen, wie es sein kann, dass viele ihrer Bestände noch nicht einmal ansatzweise auf Raubkunst hin überprüft worden sind.

Gewiss, seit dem Fall Gurlitt vor einem Jahr hat sich einiges getan. Eine vom Jüdischen Weltkongress im Frühjahr durchgeführte Umfrage unter deutschen Museumsdirektoren zeigt: Das Bewusstsein für die Problematik ist deutlich gestiegen. Auch die Politik hat erste wichtige Schritte unternommen. So hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine neue Stiftung zur Provenienzforschung auf den Weg gebracht, die Museen und privaten Sammlern helfen soll, die Vorgeschichte ihrer Kunstwerke zu überprüfen. Wünschenswert wäre, dass alle Museen ihre fraglichen Bestände endlich ins Internet stellen, wie dies beispielsweise in Großbritannien der Fall ist, um so Licht ins Dunkel zu bringen.

besitzstandswahrung Die entscheidende Frage aber ist: Werden die deutschen Museen sich kooperativ verhalten? Besitzstandswahrung ist ein zutiefst menschlicher Zug, aber in diesem Fall wäre es moralisch verwerflich, wenn nicht alles getan würde, um geraubte Kunstwerke aufzuspüren und sie ihren rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Dazu braucht es auch ein Raubkunstgesetz, doch die Politik hat sich bislang darüber nicht einigen können. Notwendig sind klare Regelungen über die Verjährung von Rückgabeansprüchen; leider wurde die Initiative des Freistaats Bayern vom Bundesrat gestoppt.

Es gilt, den politischen Druck aufrechtzuerhalten, damit die Bemühungen um eine schnelle Überprüfung aller relevanten musealen Bestände nicht wieder erlahmen. Die 1500 Werke, die sich im Besitz von Cornelius Gurlitt befanden, sind ein Sonderfall. Auch hier muss nun eine anständige Lösung gefunden werden, die zuvörderst die Interessen der Opfer berücksichtigt. Solange die Herkunft vieler Werke in der Gurlitt-Sammlung unklar ist, wird uns dieses Thema erhalten bleiben.

Dennoch: Es ist genug diskutiert worden. Die Verantwortlichen in Politik und Museen müssen jetzt handeln, damit die letzten Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs – die geraubten Kunstwerke – endlich in die Freiheit entlassen werden können.

Der Autor ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses.

Washington D.C./Cambridge

Regierung erhöht finanziellen Druck auf Harvard

Präsident Trump geht gegen mehrere Universitäten vor. Er wirft ihnen vor, nicht genug gegen Antisemitismus zu tun. Eine Elite-Uni steht besonders im Fokus

 14.05.2025

Meinung

Jude gesucht für Strafantrag

Dass Staatsanwaltschaften selbst bei judenfeindlichen Hasskommentaren untätig bleiben, ist symptomatisch für den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland

von Alon David  14.05.2025

Berlin

»Nakba-Tag«: Polizei verbietet Protestzug, Kundgebung darf stattfinden

Die Organisatoren der »ortsfesten« Versammlung, die stattfinden darf, wollen an »77 Jahre des Widerstands«, also des arabisch-palästinensischen Terrors, erinnern und gegen »Repressionen« der deutschen Behörden protestieren

 14.05.2025

Madrid

Sánchez beschuldigt Israel, einen Völkermord zu begehen

»Wir machen keine Geschäfte mit einem genozidalen Staat«, sagte der spanische Regierungschef im Kongress. Im Bundestag wurde hingegen ein solcher Vorwurf als unangebracht gerügt

von Michael Thadigsmann  14.05.2025

Berlin

Viele Freunde

Vor 60 Jahren nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf. Das wurde gefeiert

von Katrin Richter  14.05.2025

Krieg gegen die Hamas

Zentralrat appelliert an Israels Regierung, Hilfsgüter nach Gaza zu lassen

Das Risiko ziviler Opfer müsse beim Kampf gegen den Hamas-Terror so gering wie möglich gehalten werden, so Zentralratspräsident Josef Schuster

 14.05.2025

Berlin

Bundestag würdigt Margot Friedländer

Auch im Parlament war die Holocaust-Überlebende ein gerngesehener Gast. In der vergangenen Woche starb sie. Parlamentspräsidentin Klöckner erinnert an ihre Verdienste

 14.05.2025

Magdeburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt

Direkt von Anfeindungen betroffen waren laut Rias 86 Personen und in 47 Fällen Einrichtungen

 14.05.2025

Mythos

Forscher widerlegen Spekulation über Olympia-Attentat 1972

Neue Recherchen widersprechen einer landläufigen Annahme zum Münchner Olympia-Attentat: Demnach verfolgten die Terroristen die Geschehnisse nicht am Fernseher. Woher die falsche Erzählung stammen könnte

von Hannah Krewer  14.05.2025