Du Jude, du Opfer

Lassen wir einfach mal nur das vergangene Wochenende Revue passieren. Am Samstag wird bekannt, dass zwei im Jemen per Luftpost aufgegebene, gottlob rechtzeitig entdeckte Paketbomben an Synagogen in Chicago adressiert waren. Womöglich sollten die Sprengsätze nach dem Willen der Terroristen schon während des Fluges explodieren. Doch dieser Hinweis der Sicherheitsbehörden ändert nichts am Anschlagsziel: Juden. Am Sonntag dann teilt die Polizei mit, nahe der neuen Mainzer Synagoge sei von Unbekannten eine Art Molotowcocktail gezündet worden. Menschen kamen nicht zu Schaden. Aber auch in diesem Fall besteht kein Zweifel: Der Angriff galt Juden.

Allein diese beiden Beispiele machen auf verstörende Art und Weise deutlich, dass der auf so manchem Schulhof zu hörende Spruch »Du Jude, du Opfer« von der alltäglichen Realität bestätigt wird. Ob Chicago, Mainz oder sonstwo auf der Welt: Die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und der Menschen, die sie nutzen, hängt am seidenen Schutzfaden, den Polizei und Geheimdienste mühsam spinnen. Und an einer gehörigen Portion Glück. Denn Antisemitismus und die mit ihm einhergehende Israel-Feindschaft werden immer gewalttätiger. Terroristen, seien es die im fer- nen Jemen agierenden der Al Qaida oder hiesige Rechtsextremisten und Islamisten, haben Juden zur bevorzugten Opfergruppe erklärt. Frei nach dem Motto: Schlagt die Juden, wo ihr sie trefft.

Das ist der Befund, an dem es nichts herumzudeuteln gibt. Umso erschreckender, dass die Mehrheit der Gesellschaft und ihrer Vertreter den militant daherkommenden Antisemitismus allenfalls schulterzuckend zur Kenntnis nimmt. Nein, hier soll keineswegs alarmistischem Geschrei das laute Wort geredet werden. Aber warum erregen sich nur ein paar wenige, wenn Menschen einer bestimmten Minderheit gezielt angegriffen werden? Wenn ihnen brutal ihre Existenzberechtigung abgesprochen wird? Dabei verhält es sich doch ganz einfach so: Wer Juden angreift, greift die Demokratie an. Und trifft uns alle.

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025