USA

Donald Trump verschickt antisemitische Bilder

Der frühere Präsident Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung am letzten Samstag Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Empfänger von E-Mails aus der Wahlkampfzentrale des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump erhielten am 7. Juli ein editiertes Foto, das seither für Entsetzen sorgt. Es zeigt den 92-jährigen jüdischen Investor und Philanthropen George Soros über dem Weißen Haus - mit der chinesischen Flagge im Hintergrund. Mit einer erstaunlich jung aussehenden Hand hält er den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden an Fäden - als Marionette.

Das Bild soll offensichtlich den aus Ungarn stammenden Investor on Philantropen Soros als obskuren Strippenzieher darstellen, der die Politik der Vereinigten Staaten manipuliert. Es ist eine Variation antisemitischer Darstellungen von Juden, die angeblich Länder oder die ganze Welt kontrollieren. Vergleichbare Bilder wurden während der Weimarer Republik und in Nazi-Deutschland in der Judenhasser-Publikation »Der Stürmer« abgedruckt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Dynastie In der E-Mail, die um Wahlkampfspenden wirbt, heißt es, Soros sei dabei, eine Dynastie aufzubauen, die das Weiße Haus »für radikale Demokraten« kaufe. Es wurde darauf angespielt, dass George Soros unlängst sein milliardenschweres Imperium mitsamt der unter dem Namen Open Society Foundations bekannten Stiftungen an seinen Sohn Alex Soros übergab.

Wahlkampfspenden geben Vater und Sohn mit Vorliebe demokratischen Bewerbern. Alex Soros kündigte bereits an, diesmal werde er Kandidaten unterstützen, die sich für das Recht auf Abtreibung und vereinfachte Wahlrechts-Regelungen einsetzten. Letztere würden in einigen US-Bundesstaaten vor allem Minderheiten zugutekommen, die tendenziell demokratische Kandidaten wählen.

Das antisemitische Bild und entsprechende Aussagen wurden nun von der NGO Anti-Defamation League (ADL) kommentiert. Die Fundraising-E-Mail der Trump-Wahlkampagne mit Abbildungen von George Soros, der Joe Biden und »geheime globalistische Cliquen« kontrolliere, seien »nicht nur beunruhigend, sondern unbestreitbar gefährlich und verwerflich«, hieß es seitens der ADL. »Um es klar zu sagen: Hier wird antisemitische Sprache über eine angebliche jüdische Macht verwendet. Es handelt sich um einen Einstieg in schlimme, antisemitische Verschwörungstheorien.«

Platzhalter Dies passiert nicht zum ersten Mal. Schon zuvor hatten die Trump-Wahlkämpfer George Soros vorgehalten, er arbeite daran, »Bidens Wiederwahl zu kaufen«. Trump selbst hatte in einer auf Video verbreiteten Erklärung den Begriff der »globalistischen Clique« genutzt, mit der Soros die angebliche Marionette Biden kontrolliere. Unter Rechtsextremisten und anderen Judenhassern gilt das Wort »Globalisten« oft als Platzhalter für »Juden«.

Donald Trump hatte während seiner Amtszeit zeitweise Pluspunkte bei jüdischen Wählern gesammelt, da er die amerikanische Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen ließ und mit Nikki Haley eine UNO-Botschafterin einsetzte, die sich mit viel Energie gegen starke antiisraelische Tendenzen in der Weltorganisation einsetzte. Seine andauernden Lügen und die antisemitischen Spendenaufrufe dürften nun viele von ihnen abschrecken. Die meisten jüdischen Wähler in Amerika tendieren ohnehin zu den Demokraten.

Trump ist einer von mehreren Republikanern, die offizielle Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei werden wollen. Auch Nikki Haley, die inzwischen Gouverneurin von South Carolina ist, und Ron DeSantis, ihr Kollege aus Florida, gehören dazu. Am 5. November 2024 wird in den USA gewählt.

Nahost

Netanjahu nach Washington abgereist - Treffen mit Trump 

Der israelische Regierungschef trifft den US-Präsidenten zum dritten Mal in sechs Monaten. Die Beziehungen sind eng. Mit Blick auf den Nahen Osten knüpfen sich an den Besuch große Erwartungen

 06.07.2025

Politik

AfD will im Bundestag »gemäßigt« auftreten

Die rechtsextreme Partei will sich im Parlament weniger krawallig präsentieren und beschließt dafür einen Verhaltenskodex

 06.07.2025

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Meinung

Israel, Iran und das Völkerrecht

Die Präventivschläge Israels gegen das Atomprogramm der Mullahs verstießen nicht gegen das Völkerrecht, sondern waren ebenso notwendig wie angemessen

von Daniel Neumann  06.07.2025

Westjordanland

Kritik nach Angriff auf Deutsche-Welle-Mitarbeiter

Eine Korrespondentin und ein Kameramann wurden am Freitag von radikalen Siedlern mit Steinen beworfen

 06.07.2025

Interview

Antisemitismusforscher: »Seit dem 7. Oktober gibt es eine Mobilisierung gegen Juden«

Günther Jikeli über die Auswirkungen des 7. Oktober 2023 auf die deutsche Gesellschaft, israelfeindliche Proteste an Hochschulen und Defizite in der Wissensvermittlung

von Pascal Beck  06.07.2025

Nuklearprogramm

Atominspektoren der IAEA verlassen den Iran

Nach dem Krieg mit Israel setzt Teheran weiter auf Konfrontation mit der Internationalen Atomenergiebehörde

 05.07.2025

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Meinung

Der falsche Feind

Warum der deutsche Pazifismus blind für die Realitäten in Nahost ist – und deshalb moralisch Schiffbruch erleiden muss

von Mirna Funk  06.07.2025 Aktualisiert