Facebook

Die Parole vom »Gazacaust«

Rund 660 User »gefällt« diese Seite. Foto: screenshot

Mit vermeintlich mutiger Kritik an Israel kann man in Deutschland in der öffentlichen Gunst punkten. Das wissen auch die Neonazis von der NPD und ihrem Parteinachwuchs, den Jungen Nationaldemokraten (JN). So initiierten die JN eine Kampagne bei Facebook unter der Parole »Israel.mordet«. Das Konzept ist denkbar einfach: Leute lassen sich mit einem Schildchen, auf dem eine israelfeindliche Parole steht, fotografieren, senden das Bild an die Facebook-Gruppe, die es dann auf der Seite veröffentlicht.

Und so prangen dort Dutzende Bilder von Menschen, die Israel anklagen, »nichts aus der Geschichte gelernt« zu haben und die »Besatzer raus aus Palästina« haben wollen. Als Protagonisten treten bekannte Neonazis auf: NPD-Chef Holger Apfel ist zu sehen – gemeinsam mit seinem Strategen Karl Richter, der verurteilt wurde, weil er bei der Vereidigung als Münchner Stadtrat den Hitler-Gruß gezeigt hatte.

Medien Ein Teilnehmer der Aktion lässt sich mit einer Papptafel und dem Spruch »Israel mordet« vor einem Straßenschild »Synagogenplatz« fotografieren. Andere beklagen eine »Diktatur Zions«. Rund 660 Facebooknutzer »gefällt« diese antisemitische Gruppe bislang, für das soziale Netzwerk keine überaus große Zahl, allein der NPD-Landesverband NRW hat mehr als 4000 Facebook-Freunde. Bemerkenswerter an »Israel.mordet« ist indes, dass die Parolen und argumentativen Versatzstücke auch auf vielen anderen Seiten sowie in den Kommentarspalten deutscher Medien gefunden werden können.

Die Neonazis bemühen sich sehr, ihren Israel-Hass so militant vorzutragen, dass er sich von der übrigen »Israelkritik« abhebt. Ein Neonazi posiert etwa mit Gasmaske und verkündet, es sei die Zeit gekommen, gegen Israel zu kämpfen. Parolen wie vom »Gazacaust« sind allerdings kein Alleinstellungsmerkmal für Neonazis. Auch linksradikale Israelfeinde sprechen immer wieder von einem »Ghetto« Gaza und beklagen »Apartheid« in Israel.

Vorhaben Die JN und ihre Unterstützer sind offenkundig zufrieden mit der Resonanz des Projekts. Und so ist das nächste Vorhaben bereits am Start. Ein nordrhein-westfälischer Neonazi will in Kürze die Seite »antisem.it« ins Leben rufen. Das Projekt solle Politiker aufschreien lassen, kündigen die Neonazis an.

Ob die Macher allerdings die erwünschte Aufmerksamkeit erlangen können, bleibt fraglich. Nach den Debatten über die jüngsten Grass-Gedichte, über die Beschneidung und über die israelische Militäroperation gegen die Hamas haben es die Neonazis schwer, durch besonders radikalen Antisemitismus überhaupt noch zu provozieren. Deutlich wird aber einmal mehr der Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher Atmosphäre und Hetze: Neonazis fühlen sich als heimliche Vollstrecker des »Volkswillens«.

Nach der Sarrazin-Debatte hatten sie vor allem auf Parolen gegen Muslime gesetzt – nun hetzen sie gegen Israel. Facebook scheint sich nicht daran zu stören, trotz Meldungen von Mitgliedern ist die Neonazi-Gruppe »Israel.mordet« weiter online.

Frankfurt am Main

Lufthansa Cargo stoppt Militärtransporte nach Israel

Während die politischen Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem eine Annäherung erleben, ist dies im Luftfahrt-Bereich nicht der Fall. Warum?

 08.12.2025

Berlin

Presseschau zum Israel-Besuch von Kanzler Friedrich Merz

Wie bewerten deutsche Leit- und Regionalmedien Merz‘ Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu?

 08.12.2025

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 08.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025