Einspruch

Die Mutter aller Dialoge

Dmitrij Belkin Foto: Gerald Zörner

Einspruch

Die Mutter aller Dialoge

Dmitrij Belkin freut sich auf die christlich-jüdischen Gespräche beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg

von Dmitrij Belkin  08.06.2023 11:24 Uhr

Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag 2023 in Nürnberg steht unter der Losung: »Jetzt ist die Zeit«. Jesus von Nazareth sagt im Markus-Evangelium, Gottes gerechte Welt sei nahe. Ist dem wirklich so? Wenn Krisen das Eintreten der Gerechtigkeit ankündigen, dann muss es stimmen. Denn wir sind mitten in einer Weltkrise.

Doch haben die Juden in Deutschland Antworten auf diese Krise ausgerechnet auf einem Kirchentag zu suchen? Ausgerechnet in Nürnberg, der Stadt der Rassengesetze von 1935 und des surrealen Reichsparteitagsgeländes, aber auch der Stadt der »Nürnberger Prozesse« gegen führende Repräsentanten des Nationalsozialismus?

schabbat-gottesdienst Seit damals hat sich viel verändert. In der Nürnberger Altstadt, am Ort der 1938 auf Anweisung des nationalsozialistischen Publizisten und Politikers Julius Streicher aus »städtebaulichen Gründen« abgerissenen Synagoge, findet diesen Samstag ein Schabbat-Gottesdienst statt, zu dem Kirchentagsteilnehmer eingeladen sind.

Mehr als 40 Veranstaltungen während des Kirchentags beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Juden und Christen.

Mehr als 40 Veranstaltungen während des Kirchentags beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Juden und Christen. Geht es dem christlich-jüdischen Dialog also gut? Schwer zu sagen. Er bleibt zwar die »Mutter« aller Dialoge, ist aber etwas in die Jahre gekommen. Die anderen Dialoge klopfen laut an die Tür. Am lautesten der jüdisch-muslimische.

diskursraum Die Juden und Muslime verlassen oft die theologische Ebene und treffen sich in einem gesellschaftlichen Diskursraum. Er ist alles andere als konfliktfrei. In diesem Gespräch gibt es Elan und Widerspruch. Der Nahostkonflikt ist inzwischen kein Elefant, sondern ein Dinosaurier im Raum.

Und Christen? Sie sollten sich, wie so viele von uns, denen Religion etwas bedeutet, selbst finden – in der Gemeinschaft, Gesellschaft, untereinander. Dann wird das jüdisch-christliche Gespräch wieder vital. Dialog ist für mich, Menschen zu treffen, die ich schätze und von denen ich gern lerne. Deswegen: Ich freue mich auf den Kirchentag!

Der Autor leitet die »Denkfabrik Schalom Aleikum« des Zentralrats der Juden.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025