Meinung

Die Befangenheit der Richter

Thomas Walther Foto: dpa

Drei Richter der Schwurgerichtskammer Neubrandenburg sind nach zwei Jahren aus dem Verfahren genommen worden. An 115 Landgerichten gibt es bei uns ein Schwurgericht zur Verhandlung einer Mordanklage mit Tatort Auschwitz.

Die Gerichte in Lüneburg und Detmold hatten gegen die SS-Leute Oskar Gröning und Reinhold Hanning fair und objektiv verhandelt. Neubrandenburg hat im Prozess gegen Hubert Zafke mit der von Richter Klaus Kabisch geführten Kammer lediglich einen anderen Teil deutscher Realität gezeigt.

Das jahrzehntelange Versagen der Justiz bei der Verfolgung von SS-Angehörigen als willfährige Helfer in den Mordfabriken hat Spuren hinterlassen. In welchen der 112 weiteren Gerichtsbezirke wäre der Auschwitz-Überlebende Walter Plywaski, der in Neubrandenburg Nebenkläger war, wohl auf ein Gericht gestoßen, das – wie etwa in Lüneburg – klug, konsequent und zeitnah ein Verfahren geführt hätte? Skeptischer Zweifel ist angebracht.

Parameter So lehrt Neubrandenburg jedenfalls dies: Der Faktor »Zeit« als Parameter für die nach Anklageerhebung von einem Schwurgericht zu lösenden Aufgaben kann so eingesetzt werden, dass das Verfahren gegen einen 95-jährigen Angeklagten schließlich scheitert.

Schauen wir schließlich auf Richter, die es nicht ertragen können, von einem Obergericht über die Voraussetzungen der Verhandlungsfähigkeit belehrt zu werden. Denn allein das OLG Rostock hat das Neubrandenburger Gericht gezwungen, das Verfahren gegen Zafke formal zu beginnen. Wohin es diese Richter führt, auf dem Rücken des 87-jährigen Walter Plywaski einen Stellvertreterkrieg gegen das OLG zu führen, klärt nun die Staatsanwaltschaft Stralsund.

Es muss geklärt werden, ob Rechtsbeugung vorliegt, als die Richter zum zweiten Mal den Nebenkläger vor die Tür setzten. Nach zwei ausdrücklichen Anordnungen des OLG auf Zulassung der Nebenklage taten sie dies wider besseres Wissen.
Die offene Rebellion gegen ein Oberlandesgericht ist tabu. So schlugen sie auf den Überlebenden von Auschwitz ein.

Der Autor ist Rechtsanwalt und hat in zahlreichen Auschwitz-Prozessen, auch im Neubrandeburger Verfahren, Nebenkläger vertreten.

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025