Meinung

Die Ambivalenzen des 20. Juli 1944

Längst nicht alle der Verschwörer um Stauffenberg taugen als Vorbilder

von Ralf Balke  20.07.2023 09:35 Uhr

Schlüsselfigur des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944: Claus Graf Schenk von Stauffenberg Foto: dpa

Längst nicht alle der Verschwörer um Stauffenberg taugen als Vorbilder

von Ralf Balke  20.07.2023 09:35 Uhr

Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg – sein Name steht stellvertretend für die Ereignisse des 20. Juli 1944, den gescheiterten Versuch, die Welt von Adolf Hitler zu befreien.

»Diese Fixierung ist fatal«, schreibt Stauffenbergs Enkelin Sophie von Bechtolsheim. Einerseits wiederholt man so die Nazi-Propaganda von der »ganz kleinen Clique« der Verschwörer, andererseits wird die Tatsache unterschlagen, dass mehr als 200 Personen in das Attentat involviert waren. Entsprechend unterschiedlich sind ihre Biografien und Motive, den Diktator ins Jenseits zu befördern.

Verbrechen Doch die von den Deutschen an Juden verübten Verbrechen werden gewiss nicht der Impetus zur Tat gewesen sein – so wusste Stauffenberg spätestens seit dem Sommer 1942 von den Massenerschießungen durch die Einsatzgruppen. 1944 zeichnete sich jedoch die endgültige Niederlage ab, und man hoffte, durch die Beseitigung Hitlers den Krieg schneller beenden zu können und vielleicht mit einem blauen Auge davonzukommen.

Zum Kreis der Widerständler gehörten einige problematische Gestalten.

Zudem gehörten einige recht problematische Gestalten zum Kreis der Widerständler, darunter Wolf-Heinrich von Helldorff, der im März 1933 mit SA-Leuten das Berliner Krankenhaus Am Urban stürmte, um eigenmächtig die dort arbeitenden jüdischen Ärzte rauszuschmeißen, oder Arthur Nebe, als hochrangiger SS-Mann an Massentötungen von Juden, Roma oder Behinderten beteiligt.

mitverschwörer Andere dagegen waren echte Gegner des Natio­nalsozialismus, und das nicht erst, als der Karren bereits tief im Dreck steckte. Stauffenberg-Mitverschwörer Henning von Tresckow ist so einer. Die Novemberpogrome von 1938 brachten ihn endgültig auf Distanz zu den braunen Machthabern.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Genau diese Ambivalenzen im Kreis der Verschwörer sollte man stets beachten, wenn es um das Gedenken an die Frauen und Männer des 20. Juli geht. So mutig ihre Tat auch war, so sehr darf man nicht vergessen, wer außer Stauffenberg noch alles an der Verschwörung beteiligt war und welche Vorgeschichte diese Personen hatten. Nicht alle von ihnen taugen in einer Demokratie als leuchtende Vorbilder.

Der Autor ist promovierter Historiker und freier Journalist in Berlin.

Berlin

Veranstalter stuft Vortrag von Gesine Schwan als unpassend ein

Am Sonntag beging die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ihr 75. Jubiläum. Politikexpertin Gesine Schwan trat als Festrednerin auf. Nun distanziert sich die Gesellschaft von der Rede

von Stefan Meetschen  03.12.2024

«eXit»

Antisemitismus: Dutzende Autoren verlassen das frühere Twitter

Der Kurznachrichtendienst sei »toxisch« geworden, heißt es in einem offenen Abschiedsbrief

 03.12.2024

Washington D.C./Jerusalem

USA liefern Bomben nach Israel

Der Deal hat einen Wert von 680 Millionen Dollar (646 Mio. Euro).

 03.12.2024

Berlin

Bundestagsabgeordnete gründen Makkabi-Fanclub

Bei der offiziellen Auftaktveranstaltung zur Fanclub-Gründung am Mittwochmorgen im Bundestag wird auch der Präsident von Makkabi Deutschland, Alon Meyer, erwartet

von Stefan Meetschen  03.12.2024

Leipzig

Nach Absage von Vortrag: Uni Leipzig betont Freiheit der Wissenschaft

Gleichzeitig wird die Universität von zahlreichen Organisationen kritisiert

 03.12.2024

Hanau/Frankfurt am Main

Kommt ein ehemaliger KZ-Wachmann (100) doch vor Gericht?

Gregor Formanek müsste sich wegen Beihilfe zum Mord in 3.300 Fällen verantworten

 03.12.2024

Berlin

AfD will sich von »Junger Alternative« trennen

Eine neue Jugendorganisation soll die als rechtsextremistisch eingestufte, alte Gruppierung ablösen

 03.12.2024

Nahost

Trump fordert von Hamas Freilassung der Geiseln - und stellt ein Ultimatum

Gerade erst hat das israelische Militär den Tod einer weiteren Hamas-Geisel bekanntgegeben. Da greift der künftige US-Präsident Trump in die Tasten - und setzt der Terrororganisation eine Frist

von Julia Naue  02.12.2024

Meinung

Die Universität Leipzig kuscht vor BDS-Anhängern

Die Absage eines Vortrags des Historikers Benny Morris legitimiert die Erpresserlogik israelfeindlicher Gruppen

von Chris Schinke  02.12.2024