Meinung

Der Turm und die Meinung

Im Grunde wollen doch alle dasselbe: Das Recht auf freie Meinungsäußerung soll in Ehren gehalten werden und Grundstein unserer Demokratie sein und bleiben.

Das wollen diejenigen, die man neuerdings gerne links einordnet, obwohl sie vor ein paar Jahren noch als die Mitte beschrieben worden wären, und auch jene, die sich beklagen, ihre zwischen konservativ und rechtspopulistisch einzustufenden Äußerungen seien in der Debatte um unsere Gesellschaft nicht willkommen.

pegida In dieses Horn bläst auch der angesehene Schriftsteller Uwe Tellkamp (Der Turm), der sich bereits im Rahmen der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Herbst dafür ausgesprochen hatte, dass auch rechte Verlage ausstellen dürfen, und sich nun im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingsdebatte in der Nähe von AfD und Pegida positionierte. Daraufhin hat sich der Suhrkamp-Verlag, der Tellkamps Bücher verlegt, von diesen Äußerungen, wohlgemerkt nicht von seiner Person, distanziert.

Der Verlag hat damit genau das getan, was Tellkamp und andere, die ähnlich denken und sprechen wie er, im Niedergang sehen: Er hat sein Recht auf freie Meinungsäußerung ausgeübt. Tellkamp beklagt unter anderem, dass seine Meinung erduldet, aber nicht erwünscht sei.

demokratie Nun, das Recht auf freie Meinungsäußerung geht nicht mit dem Versprechen einer – im Auge des Meinungsäußerers – angemessenen Reaktion einher. Sprich: Man darf alles sagen, aber man wird nicht immer dafür von allen beklatscht. Und manchmal erzeugt man eine Reaktion, eine Gegenmeinung. Das ist kein Denkverbot, das nennt man Debatte oder, wenn man größer denkt, sogar Demokratie.

Der Suhrkamp-Verlag hat eine Haltung gezeigt, indem er sich von einer anderen Haltung – und die Haltungen seien hierbei nicht bewertet – distanzierte. Eine Ankündigung, man werde Tellkamps Bücher nicht mehr verlegen, gab es nicht; es geht hierbei nicht um Bestrafung. Freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht, für das es sich jederzeit zu kämpfen lohnt, da sind sich ausnahmsweise alle einig.

Die Autorin lebt als Schriftstellerin in München.

Halle

»Hetze gegen Israel«: Rektorin der Uni Halle gibt Fehler zu 

Die Veranstaltung an der (MLU) fand unter dem Titel »Völkermord in Gaza« statt

 30.10.2025

Bayern

Jüdischer Landesverband kritisiert Dehler-Preis für Imam Idriz scharf

Kritisch äußert sich der Verbandspräsident Josef Schuster insbesondere zu Äußerungen des Imams in Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza

 30.10.2025

Russland

Moskaus Kalkül

Warum der Kreml wenig Interesse daran hat, dass der US-Friedensplan für den Gazastreifen funktioniert

von Alexander Friedman  30.10.2025

Mississippi

Vance: Israel kontrolliert Trump nicht

Der amerikanische Vizepräsident sagt, der jüngste Gaza-Plan könne nur umgesetzt werden, wenn Washington auch Druck auf den jüdischen Staat ausübe. Gerade das zeige, dass die US-Regierung eigenständig handle

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Bayern

Josef Schuster: Jüdische Museen sichern Juden Platz in Deutschland

Das Jüdische Museum in Augsburg war bundesweit das erste seiner Art. Nun hat es seinen 40. Geburtstag gefeiert - mit hochrangigen Gästen

von Christopher Beschnitt  29.10.2025

Kritik

Karin Prien: Das kann Israel nicht hinnehmen

Statt der Leiche einer vermissten Geisel übergibt die Hamas sterbliche Überreste einer anderen Person. Bundesfamilienministerin Prien findet bei ihrer Israel-Reise klare Worte

 29.10.2025

Einspruch

Geraldine Rauch: Rücktritt reicht nicht

Erneut hat die Präsidentin der Technischen Universität Berlin bewiesen, dass sie die Interessen ihrer jüdischen Studierenden ignoriert. Doch das Problem geht über die Hochschulleitung hinaus

von Joel Ben-Joseph  29.10.2025

Auswanderung

Mehr Israelis wollen einen anderen Pass

Eine wachsende Zahl von Israelis kehrt dem jüdischen Staat den Rücken. Der aktuelle Konflikt verstärkt den Exodus. Zugleich sehen sich Auswanderer vor höheren Hürden auf dem Weg zum Zweitpass

von Burkhard Jürgens  29.10.2025