Einspruch

Der Tag, an dem wir siegten

»S dnem pobedy« – diesen Gruß kennen alle meine russischsprachigen Bekannten. Mit ihm wünschen wir uns alles Gute zum Tag eines Sieges, den wir weder selbst bestritten noch erlebt haben.

Besonders für uns russischsprachige Juden steht dieser Tag für Freiheit. Natürlich gedenken wir jedes Jahr auch der Pogromnacht am 9. November und der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar. Doch der 8. beziehungsweise im postsowjetischen Raum der 9. Mai hat für uns eine besondere, eine ambivalente Bedeutung: Dann sehen wir uns nicht nur als Opfer, wie es an den restlichen Gedenktagen der Fall ist. Wir erinnern an den Widerstand, den unsere Familien unter unglaublichen Opfern erbracht haben. Er bedeutet Dankbarkeit gegenüber unseren Großeltern und Urgroßeltern, auf dieser Welt sein zu dürfen.

stärke Es ist für uns ein Tag der Stärke, ein Tag, an dem sich Juden Seite an Seite mit den anderen Gruppen in der Sowjetunion an der Befreiung Europas beteiligt haben. Dabei tangiert uns das »Vaterland«, wie es Stalin beschwor – und das heute viele fälschlicherweise nur mit Russland assoziieren –, überhaupt nicht.

Welches Land sollte das heute sein? Auschwitz wurde von einem ukrainischen Bataillon befreit, um Majdanek kämpften weißrussische Einheiten. Unsere Geschichten sind über Grenzen verteilt: Meine Familie mütterlicherseits kommt aus der Ukraine, väterlicherseits aus Moldawien, und ich bin in Russland geboren. Auch die stalinistischen Gräuel sind uns allgegenwärtig: Viele unserer Angehörigen wurden von Stalin verfolgt. Auch in meiner Familie.

Daran erinnern wir uns auch, wenn wir an den Denkmälern Blumen für die 20 Millionen gefallenen Soldaten niederlegen. Diese Erinnerung führt uns das Ausmaß des Krieges vor Augen. Es erinnert uns an die Verantwortung unserer Generation heute: den Frieden zu sichern und Totalitarismus und Menschenfeindlichkeit nicht zu tolerieren. Nirgends.

Der Autor studiert Sozialwissenschaft in Düsseldorf.

Eurovision Song Contest

Spanien bekräftigt seine Boykottdrohung für ESC

Der Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RTVE gibt sich kompromisslos: José Pablo López wirft Israel einen »Genozid« in Gaza und Manipulationen beim Public Voting vor und droht erneut mit dem Austritt

 28.11.2025

USA

Mehrheit der Juden blickt nach Mamdani-Sieg mit Sorge nach New York

Eine Umfrage zeigt: Fast zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, Mamdani sei sowohl antiisraelisch als auch antisemitisch

 28.11.2025

Sport

Basketball zurück in Israel: Hamburger beginnen in Jerusalem

Israelische Basketball-Teams tragen ihre Heimspiele im Eurocup und in der Euroleague bald wieder im eigenen Land aus. Zum Auftakt kommt ein Team aus Deutschland

 28.11.2025

Berlin

Israel, der Krieg gegen die Hamas und die Völkermord-Legende

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellte im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 27.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Düsseldorf

Breite Mehrheit im Landtag wirbt für Holocaust-Zentrum in NRW

Große Mehrheit im NRW-Landtag: Fast alle Fraktionen werben für NRW als Standort eines vom Bund geplanten Holocaust-Bildungszentrums. Bayern und Sachsen sind ebenfalls im Rennen

von Andreas Otto  27.11.2025

Terrorismus

Berlin: Waffenkurier der Hamas wohnte in unmittelbarer Nähe zu mehreren jüdischen Einrichtungen

Im Auftrag der Terrororganisation Hamas sollen mehrere Männer jüdische und proisraelische Ziele unter anderem in der Hauptstadt ausgespäht und Waffen eingeschmuggelt haben. Nun berichten »Zeit« und »Welt« über die Hintergründe

 27.11.2025

Bildung

Im Land der Täter

Bis März soll die Entscheidung fallen, wo die Dependance der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland angesiedelt wird

von Michael Thaidigsmann  27.11.2025