Meinung

Der Staat stellt die Gretchenfrage

Wer lebt wo? Jeder Dritte wird beim Zensus befragt, doch die Auswertung wird erst im Herbst 2012 vorliegen. Foto: zensus 2011

Der Staat will’s wissen. Am Montag haben die Interviews zur ersten bundesweiten Volkszählung seit 1987 begonnen. Im Rahmen des Zensus werden stichprobenartig fast acht Millionen Menschen befragt. Wer zur Auskunft aufgefordert wird, muss teilnehmen und hat laut Paragraf 15, Absatz 3 des Bundesstatistikgesetzes wahrheitsgemäß zu antworten. Pikanterweise müssen die Befragten – anders als oft zu lesen – auch Angaben zu ihrer Religionszugehörigkeit machen, sofern sie Mitglied einer Gemeinde sind. Doch was geht es den Staat an, wie und wo ich bete? Soll doch jeder nach seiner Façon selig werden, schrieb schon 1740 der Alte Fritz. Religion ist Privatsache, auch wenn sie in einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft praktiziert wird. Die Gretchenfrage passt so gar nicht ins 21. Jahrhundert.

Anders als die meisten Christen haben viele Juden Bedenken, sei es in der Nachbarschaft oder gegenüber Ämtern, darüber zu reden, dass sie einer Gemeinde angehören. Tief sitzt die Angst vor Antisemitismus. Manch älteres Gemeindemitglied erinnert sich noch mit Schrecken daran, wie die deutschen Behörden vor wenigen Jahrzehnten akribisch erfassten, wer Jude ist. Wie kann es einem da leicht fallen, wahrheitsgemäß zu antworten? Und wem nutzt diese Angabe? Zugegeben, auch der Staat darf sein Recht einfordern. Doch alles hat seine Grenzen. Mit der Gretchenfrage ist eine überschritten.

Berlin

»BILD«: Hinweis auf Ausspähung von deutschen Juden durch den Iran kam vom Mossad

Die Hintergründe

 01.07.2025

Bayern

Als Rassist und Antisemit im Polizeidienst? Möglich ist es …

Der Verwaltungsgerichtshof München hat geurteilt, dass Beamte sich im privaten Rahmen verfassungsfeindlich äußern dürfen, ohne deswegen mit Konsequenzen rechnen zu müssen

von Michael Thaidigsmann  01.07.2025

Frankfurt

Unibibliothek besitzt rund 7.500 mutmaßlich geraubte Bücher

Die Goethe-Universität hatte die Herkunft von insgesamt rund 79.000 Bänden geprüft, die zwischen 1942 und 1945 in den Bestand aufgenommen worden waren

 01.07.2025

Spionage-Skandal

Außenminister Wadephul bestellt iranischen Botschafter ein

Der CDU-Politiker rief außerdem zum Schutz von Juden in Deutschland auf

 01.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Ausstellung »Die Nazis waren ja nicht einfach weg« startet

Die Aufarbeitung der NS-Zeit hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Wendungen genommen. Eine neue Ausstellung in Berlin schaut mit dem Blick junger Menschen darauf zurück

von Lukas Philippi  01.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Berlin

Schuster: Vernichtungsfantasien des Mullah-Regimes gegen Israel und Juden nicht mehr kleinreden

In Dänemark wurde ein Spion festgenommen, der für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele ausspioniert haben soll - darunter auch den Zentralrat der Juden

 01.07.2025

Festnahme

Spion soll für Iran jüdische Einrichtungen in Deutschland ausgespäht haben

Der Tatverdächtige wurde in Dänemark festgenommen

von Nils Kottmann  01.07.2025 Aktualisiert

USA

82-Jährige stirbt nach Angriff von Boulder

Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen. Die Anklage gegen den Täter soll nun erweitert werden

 01.07.2025