Vatikan

Der Papst, das Kreuz und die Juden

Es erscheint erst am 10. März, ist aber schon jetzt in aller Munde: das Buch Jesus von Nazareth. Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Es ist der zweite Teil der Jesus-Biografie von Papst Benedikt XVI. Die BILD-Zeitung hat in ihrer heutigen Ausgabe bereits Auszüge aus dem Buch veröffentlicht. Joseph Ratzinger schreibt darin auf rund 380 Seiten über die letzte Lebenswoche Jesu.

Als besonders interessant dürfte das siebente Kapitel gelten. Darin spricht sich der Papst gegen die antijüdische Auslegung christlicher Texte aus. Er betont, dass sich die Schuld für Jesu Tod nicht auf das gesamte Volk Israel beziehe. Die Schilderung im Matthäus-Evangelium, wonach »die Juden« die Kreuzigung Jesu gefordert hätten, entspreche nicht den historischen Fakten. Es sei lediglich die Jerusalemer Tempel-Aristokratie gewesen, so der Papst.

Kirchenlehre Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC), sieht in Benedikts Aussagen ein wichtiges Signal gegen den Antijudaismus in der Kirche. »Nach 2.000 Jahren war es höchste Zeit, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche hierzu deutliche Worte findet.« Lauder warnt davor, dass viele innerhalb der katholischen Kirche weiterhin Theorien über einen »Gottesmord« der Juden verträten. Er begrüßt, dass der Papst in seinem Buch abwegigen Ansichten entgegentritt und fordert: »Dies muss Lehre der Kirche werden.«

Doch das ist es längst – seit mehr als 40 Jahren. Schon 1965 verwarf der Vatikan in der Konzilserklärung »Nostra Aetate« die jahrhundertealte Ansicht von der Schuld der Juden am Tod Jesu. »Das ist eine olle Kamelle, die bei manchen in der Kirche nur noch nicht angekommen ist«, sagt ein katholischer Theologe, der seinen Namen aus Angst vor Repressalien nicht in der Zeitung lesen möchte. Er warnt vor allzu großer Euphorie. Man solle das Buch ersteinmal erscheinen lassen und genau lesen, vor allem das Kapitel über das letzte Abendmahl. Dann werde man merken: »Es ist die alte Theologie, nur rhetorisch freundlicher.«

Das Buch erscheint in Deutschland im Herder-Verlag in einer Auflage von 150.000 Exemplaren. Der erste Teil, Jesus von Nazareth. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung, kam im April 2007 heraus.

Berliner Philharmonie

Gedenkfeier für Margot Friedländer am Mittwoch

Erwartet werden zu dem Gedenken langjährige Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Freundinnen und Freunde Friedländers sowie Preisträgerinnen und Preisträger des nach ihr benannten Preises

 08.07.2025

Langenau

Christen von israelfeindlichen Aktivisten bedrängt

Israelfeindliche Aktivisten haben die Gemeinde in Baden-Württemberg schon seit langem im Visier, weil ihr Pfarrer sich klar zu den Massakern vom 7. Oktober positioniert hat

 08.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Debatte

Ahmad Mansour: Kritik an Israels Gaza-Krieg ist absolut berechtigt

»Es fehlt eine Perspektive für die Menschen dort«, beklagt der Islamismus-Experte Ahmad Mansour in Bezug auf den Gazastreifen. Und er findet deutliche Worte für die israelische Regierung

 08.07.2025

Berlin

Wegen Israelhasser-Demos: Wegner will Versammlungsrecht ändern

Nach einer weiteren terrorverherrlichenden Demo am Wochenende ist für den Regierenden Bürgermeister das Maß voll

 08.07.2025

Josias Terschüren

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  08.07.2025

Vor 80 Jahren: Potsdamer Konferenz

»Der deutsche Militarismus und Nazismus werden ausgerottet«

Idylle mit weltpolitischer Bedeutung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Potsdamer Schloss Cecilienhof vor 80 Jahren Europa und die Welt neu geordnet. Die Ergebnisse der Verhandlungen der Alliierten waren tiefgreifend

von Yvonne Jennerjahn  08.07.2025

Köln

Trotz Antisemitismus-Vorwürfen: Xavier Naidoo gibt zweites Konzert in Köln

Da großes Interesse besteht, kündigen die Veranstalter einen weiteren Auftritt an. Parallel muss sich der Sänger auch wegen Holocaustleugnung vor Gericht verantworten

 08.07.2025

Washington D.C.

Netanjahu schlägt Trump für Friedensnobelpreis vor

»Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen«, sagt der israelische Regierungschef

 08.07.2025