Berlin

»Der jüdischen Gemeinschaft tief verbunden«

Roman Herzog legte 1996 als damaliger Bundespräsident den 27. Januar als offiziellen Gedenktag für alle NS-Opfer fest. Foto: dpa

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat mit tiefer Trauer auf die Nachricht vom Tod des Alt-Bundespräsidenten Roman Herzog reagiert. Er sei der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland eng verbunden gewesen, heißt es in einer am Dienstagmittag verbreiteten Erklärung. Darin betont Zentralratspräsident Josef Schuster: »Alt-Bundespräsident Herzog hat mit seiner klaren Haltung und seinem Engagement viel zur Versöhnung zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der jüdischen Gemeinschaft sowie zwischen Deutschland und Israel beigetragen.«

Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen sei ihm immer ein Herzensanliegen gewesen. »Bis heute haben viele seiner Worte ihre Gültigkeit nicht verloren. Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren und drücken seinen Angehörigen unser tiefes Mitgefühl aus.«

leo-baeck-preis Schon als Richter beziehungsweise Präsident des Bundesverfassungsgerichts habe sich Herzog um das jüdische Leben in Deutschland verdient gemacht, etwa mit dem Urteil, in dem die Auschwitz-Lüge als Straftatbestand bestätigt wurde.

Und in vielen Reden als Bundespräsident habe er die Singularität der Schoa betont. 1996 hat er den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz, proklamiert »und damit weltweit ein wegweisendes Zeichen« gesetzt, heißt es weiter. 1998 erhielt er für sein Engagement den Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden.

reaktionen Auch der Jüdische Weltkongress (WJC) hat Herzogs Verdienste gewürdigt. Maram Stern, stellvertretender WJC-Geschäftsführer, nannte den früheren Bundespräsidenten einen großen Kämpfer für den Rechtsstaat und für eine freie und tolerante Gesellschaft. Er habe sich immer »durch große Offenheit und Freundschaft der jüdischen Gemeinschaft gegenüber ausgezeichnet und sich für ihren Platz in der deutschen Zivilgesellschaft starkgemacht«.

Stern erinnerte auch an Herzogs Rede in Bergen-Belsen im Jahr 1995, als der Bundespräsident betonte, dass der Völkermord, den das nationalsozialistische Regime beging, in seiner technischen und bürokratischen Perfektion so einzigartig und beispiellos war, dass man glauben könnte, er könne sich nicht wiederholen. Doch dies wäre ein gefährlicher Trugschluss, es könne neue Formen von Ausschluss und Gleichschaltung, von Selektion und Totalitarismus geben: »Also müssen wir wachsam bleiben. Dazu müssen wir uns erinnern. Nur wer sich erinnert, kann Gefahren für die Zukunft bannen«, mahnte Herzog damals.

ämter Roman Herzog starb in der Nacht zu Dienstag im Alter von 82 Jahren, wie das Bundespräsidialamt in Berlin mitteilte. Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte der Witwe Alexandra Freifrau von Berlichingen. Er würdigte Herzog als »markante Persönlichkeit«, die das Miteinander in der Gesellschaft geprägt und gestaltet und sich damit um das Land verdient gemacht habe.

Herzog war von 1994 bis 1999 Bundespräsident. Der 1934 in Landshut geborene Politiker und Jurist war zuvor Kultus- und Innenminister in Baden-Württemberg sowie Vize- und später Präsident des Bundesverfassungsgerichts. In Erinnerung ist vor allem Herzogs »Ruck-Rede«, mit der er 1997 die Tradition der Berliner Reden deutscher Bundespräsidenten begründete. »Ein Gefühl der Lähmung liegt über unserer Gesellschaft«, konstatierte Herzog damals und forderte Reformen auf allen Ebenen. ja/epd

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025