AJC

Demokratiepreis verliehen

»Sie geben mit ihrer Arbeit den namenlosen Opfern des IS eine Stimme«: die Journalistin Düzen Tekkal und der Psychologe Jan Ilhan Kizilhan Foto: AJC

Das American Jewish Committee (AJC) hat die Journalistin Düzen Tekkal und den Psychologen Jan Ilhan Kizilhan für ihren Einsatz zugunsten der Opfer des Genozids an Jesiden in Nordirak ausgezeichnet.

»Düzen Tekkal und Jan Ilhan Kizilhan leisten mit ihrer Arbeit einen kaum zu überschätzenden Beitrag, indem sie die an den Jesiden begangenen Verbrechen einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen. Beide geben mit ihrer Arbeit den vielen namenlosen Opfern der Terrororganisation IS eine Stimme«, sagte die Berliner AJC-Direktorin Deidre Berger bei der Verleihung des Ramer Award for Courage in the Defense of Democracy.

Verantwortung Aus historischen und moralischen Gründen sei es die Pflicht einer jüdischen Organisation wie dem AJC, auch in der Gegenwart an der Seite der Opfer zu stehen und das Schicksal der Jesiden nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, so Berger weiter. »Die Täter müssen zur Verantwortung gezogen werden. Hier sind die westlichen Regierungen in der Pflicht. Nicht nur für die Jesiden, sondern für die gesamte Menschheit.«

BILD-Chef Julian Reichelt hob in seiner Laudatio auf Düzen Tekkal und Jan Ilhan Kizilhan die Notwendigkeit hervor, angesichts des Leids wie im Irak oder in Syrien nicht untätig zu bleiben. »Wenn die politischen Entscheidungsträger ihr ›Nie wieder!‹ wirklich ernst meinen, dann dürfen sie anderswo nicht wegschauen«, betonte Reichelt.

In bewegenden Worten berichtete er davon, wie er selbst als Reporter in Krisengebieten Krieg erlebt hat. »Krieg bringt immer das Schlechteste, aber auch das Beste im Menschen zum Vorschein«, so Reichelt. Wer wie Tekkal und Kizilhan jemals Zeuge der Gräueltaten des IS in Nordirak wurde, der wisse, dass man diese Bilder nie wieder vergisst. »Umso ehrenwerter und eindrucksvoller ist ihr Engagement!«

Dokumentation Die deutsche Jesidin Düzen Tekkal ist 2014 Zeugin des Genozids an ihrem Volk im Nordirak geworden. Als Journalistin befasste sie sich in zahlreichen Arbeiten mit dem Völkermord an den Jesiden. Ihr Film HÀWAR – Meine Reise in den Genozid dokumentiert, wie über eine halbe Million Jesiden auf der Flucht vor IS-Terroristen ihr Leben zu retten versuchten. Mit ihrem Verein »HAWAR.help« engagiert sie sich zudem im Irak und Deutschland für jesidische IS-Opfer. In dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Buch Deutschland ist bedroht. Eine deutsche Jesidin verteidigt ihre Werte warnt sie davor, dass extremistische Gruppierungen die Demokratie in Deutschland immer stärker gefährden.

Jan Ilhan Kizilhan ist Experte auf dem Gebiet der Traumatologie und der transkulturellen Psychiatrie. Der Psychologe leitet ein Sonderprogramm, in dessen Rahmen 1000 jesidische Opfer zur Behandlung nach Baden-Württemberg geholt wurden. Weitere 67 Personen wurden nach Niedersachen gebracht; auch das Bundesland Schleswig-Holstein hat 32 Betroffene aufgenommen. Am »Institute for Psychotherapy and Psychotraumatalogy« an der Universität Dohuk im Nordirak bildet er Traumatologen aus, die in Zukunft die Opfer des Genozides vor Ort betreuen werden.

Der Ramer Award for Courage in the Defense of Democracy wurde 2013 zum ersten Mal verliehen. Im Jahr 2013 wurde Ahmad Mansour für seinen Einsatz gegen Judenhass in migrantischen Communities ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt Marieluise Beck für ihren Einsatz zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten und ihren Einsatz gegen Antisemitismus den Preis verliehen. Der Ramer Award ist benannt nach Lawrence & Lee Ramer, den Gründern des 1998 in Berlin eröffneten AJC Berlin Ramer Institute. ja

Umfrage

Deutschlandtrend: Streit um AfD-Stimmen schadet Union nicht

Im ARD-Deutschlandtrend liegt die Union stabil vorne. Auch sonst hat sich wenig verändert gegenüber den Werten der Vorwoche - trotz der Aufregung im Bundestag

 06.02.2025

Stuttgart

Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Teilnahme an Bildungsmesse

Der geplante AfD-Stand bei Europas größter Bildungsmesse didacta in Stuttgart sorgt auch beim Zentralrat der Juden in Deutschland für Kritik

von Norbert Demuth  06.02.2025

Berlin

Prozess gegen mutmaßliche Hamas-Mitglieder

Die Terrororganisation Hamas ist nicht nur im Gaza-Streifen aktiv. Demnächst stehen vier mutmaßliche Mitglieder vor Gericht, die sich laut Bundesanwaltschaft um Waffenlager in Europa kümmerten

 06.02.2025

Raubkunst

Ministerin Roth rechnet im Streit um Welfenschatz mit rascher Klärung

Es geht um die Frage, ob der 1929 von jüdischen Kunsthändlern erworbene Schatz 1935 unter den Nazis verfolgungsbedingt zwangsweise verkauft wurde

 06.02.2025

Horst Köhler

Er hörte zu, er fragte nach

Bei dem kürzlich verstorbenen Altbundespräsidenten war immer zu spüren: Jüdisches Leben in Deutschland war ihm ein Herzensanliegen

von Maram Stern  06.02.2025

Nahost

Trump: »Keine US-Soldaten« benötigt

Der amerikanische Präsident verstrickt sich bei der Erklärung seiner Ideen für Gaza in Widersprüche

 06.02.2025

Schönefeld

Leichnam von Jamshid Sharmahd in der Bundesrepublik angekommen

Die sterblichen Überreste des Deutsch-Iraners sollen in Cottbus einer Autopsie unterzogen werden – sechs Monate nach seiner Exekution in Teheran

 06.02.2025

München

Ludwigs-Maximilian-Universität verweigert Francesca Albanese Hörsaal

Ein Vortrag der umstrittenen UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete an der Münchner Universität wurde abgesagt

von Michael Thaidigsmann  06.02.2025

Stuttgart

Schüler, Eltern und Lehrer empört über AfD-Stand bei Bildungsmesse

Der geplante AfD-Stand auf der »didacta« in Stuttgart sorgt für viel Kritik. Nach Gewerkschaften warnen nun auch Schüler-, Eltern- und Lehrerverbände vor »Demokratiefeinden«

 06.02.2025