Meinung

Das Spiel mit den Hakenkreuzen

Sergey Lagodinsky Foto: Gregor Zielke

Meinung

Das Spiel mit den Hakenkreuzen

In Deutschland können Computer-Games bald NS-Symbole enthalten. Doch das Ende der Zensur hat nicht nur Vorteile

von Sergey Lagodinsky  14.08.2018 11:09 Uhr

William J. Blazkowicz ist ein weltbekannter jüdischer Nazijäger. Er hat dicke Muskeln, ein entschlossenes Gesicht, breite Wangenknochen – aber nur digital. In der Spielserie Wolfenstein dürfen Gamer aus aller Welt in seinen Kampf gegen Nazis hineinschlüpfen.

Nur in Deutschland nicht. Auf deutschen Computern sind Nazis keine Nazis, Hakenkreuze keine Hakenkreuze, und Hitler ist nicht Hitler; er agiert ohne Bart als Herr Heiler. »Mein Kanzler« nennen ihn seine virtuellen Anhänger, nicht »Mein Führer«. Wo es keine Nazis gibt, da sind auch keine Juden: Zusammen mit dem Hitlerbärtchen sind aus dem deutschen Spiel alle Verweise auf die jüdische Herkunft von William Blazkowicz verschwunden.

gehorsam Dieser vorauseilende Gehorsam der Spielvertreiber ist eine Folge der bisherigen Rechtslage in Deutschland: Hakenkreuze und andere NS-Symbole sind verboten. Für Kunst, Film und Wissenschaft gelten Ausnahmen, Computerspiele hingegen zählten bislang nicht zur Kunst, sie wurden folglich auch nicht im Einzelnen betrachtet. Also galt: Sind Hakenkreuze drin, bleibt der deutsche Markt verschlossen.

Das wird nun anders. Die für die Prüfung der Computerspiele zuständige Prüfstelle USK hat entschieden, dass künftig je nach Spiel entschieden wird. Sicher nicht falsch – in Anbetracht der grotesken Auswüchse. Ganz entspannt dürfen wir dennoch nicht sein.

erniedrigung Bei Wolfenstein werden etwa en masse Gewalt- und Erniedrigungsszenen aus KZs nachgestellt. Die voyeuristische Anziehungskraft der Pseudo-Holocaust-Erfahrungen wird genauso befriedigt wie der Nazi-Fetisch des einen oder anderen Spielers.

Es bleibt zu hoffen, dass die Grundsätze des Respekts und der Toleranz die USK weiter leiten werden. Diese Prinzipien scheinen jedenfalls den Spielemachern fremd zu sein. Als Pete Hines, einer der Schöpfer von Wolfenstein, gefragt wurde, ob er sich nicht gelegentlich frage, inwiefern die Darstellung der Nazigewalt rote Linien überschreite, antwortete er lapidar: »Nicht, dass ich wüsste.«

Der Autor ist Anwalt und Publizist in Berlin.

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025