Berlin

»Das ist Antisemitismus«

Wegen Beteiligung am Mord zweier jüdischer Studenten rechtskräftig verurteilt: Rasmea Odeh (M.) Foto: dpa

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat einen für Mittwochabend erneut angekündigten Auftritt der Palästinenserin Rasmea Odeh heftig kritisiert: »Es wäre vollkommen inakzeptabel, dass eine verurteilte Terroristin, die Menschenleben auf dem Gewissen hat, dennoch öffentlich in Berlin auftreten kann.«

Odeh sollte bereits am 15. März in Berlin auftreten, die Berliner Innenverwaltung hatte das untersagt. Gleichzeitig ließ die Behörde wissen, dass Odeh ein politisches Betätigungsverbot erteilt wurde, das Visum aufgehoben worden sei und sie Deutschland verlassen müsse. Innensenator Andreas Geisel sagte dazu: »Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Wenn aber gegen den Staat Israel und gegen Jüdinnen und Juden gehetzt werden soll, ist die rote Linie überschritten.«

»Dass ihre Unterstützer mit der Meinungsfreiheit argumentieren, ist zynisch«, betont Schuster.

BDS Doch wie inzwischen bekannt wurde, soll Odeh die Stadt nicht verlassen haben. Vielmehr sei ein erneuter Aufritt geplant. Diesen kündigen die Veranstalter unter dem Hashtag #Rasmeaspricht für Mittwochabend im »be’kech« in der Weddinger Exerzierstraße an. Als Unterstützer werden unter anderem »BDS Berlin« und die »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« genannt.

Dazu Zentralratspräsident Josef Schuster: »Dass ihre Unterstützer mit der Meinungsfreiheit argumentieren, ist zynisch. Sie sollten sich einmal ehrlich und selbstkritisch fragen, warum sie Frau Odeh eine Plattform bieten wollen, um Hass auf Israel zu verbreiten. Das ist Antisemitismus und nichts anderes.«

Mitte März hatte Schuster anlässlich der ursprünglich geplanten Veranstaltung mit Odeh ein Verbot des Termins gefordert: »Ich bin entsetzt, dass eine verurteilte palästinensische Terroristin, die Israelis getötet und verletzt hat, in Berlin auftreten darf. In Zeiten eines wachsenden Antisemitismus sollten die Behörden alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um solche Auftritte zu unterbinden«, so der Präsident des Zentralrats.

Die Araberin wurde 1970 in Israel zu lebenslanger Haft verurteilt.

Odeh war für ihre Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag in Jerusalem, bei dem 1969 zwei israelische Studenten ermordet wurden, 1970 in Israel zu lebenslanger Haft verurteilt worden, kam aber 1980 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs vorzeitig frei.

Am Nachmittag teilte die Senatsinnenverwaltung mit, dass die Ausländerbehörde des Landes Berlin Rasmea Odeh die Teilnahme an der Veranstaltung untersagt habe. Das Verbot der politischen Betätigung gelte bis zu ihrem Verlassen der Bundesrepublik.

»Untersagt wurden jegliche Teilnahme an politischen Kundgebungen, Veranstaltungen, Versammlungen, insbesondere Ansprachen und sonstige Redebeiträge in Berlin«, heißt es in der Mitteilung.  ja

Politik

»Ignoranz der Linkspartei gegenüber der jüdischen Gemeinschaft«

Der Zentralrat der Juden kritisiert die Partei für die Annahme einer neuen Definition von Antisemitismus

 11.05.2025

Diplomatie

Außenminister Wadephul besucht Yad Vashem

Mit einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte setzt der neue deutsche Außenminister seinen Antrittsbesuch in Israel fort

 11.05.2025

60 Jahre Diplomatie

Von Adenauer bis Arrow 3

Stationen der deutsch-israelischen Beziehungen

von Ralf Balke  11.05.2025

Beziehungen

Die neue Normalität

Eine neue Studie hat die gegenseitige Wahrnehmung von Deutschen und Israelis untersucht

von Ralf Balke  11.05.2025

Geschichte

60 gute Jahre?

Die Aufnahme der deutsch-israelischen Beziehungen markierte einen Meilenstein. Doch wie war das Verhältnis jenseits offizieller Erklärungen wirklich? Eine Analyse

von Michael Wolffsohn  11.05.2025

Reaktionen

»Ihr Vermächtnis ist Mahnung und Verpflichtung«

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer aufgenommen worden

 11.05.2025

Rechtsextremismus

Bundesweite Demonstrationen für AfD-Verbot geplant

In Berlin beginnt der Protest am Sonntag um 16 Uhr am Brandenburger Tor

 11.05.2025

Diplomatie

Wadephul trifft Angehörige von Hamas-Geiseln

Der neue Außenminister ist zum Antrittsbesuch in Israel eingetroffen

 10.05.2025

Thüringen

Verfassungsschützer Kramer für AfD-Verbotsverfahren

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die Partei Anfang Mai als gesichert rechtsextrem eingestuft

 10.05.2025