Meinung

Bibi, Olmert und der Verfolgungswahn

Ralf Balke Foto: Marco Limberg

Der Zeitpunkt ist perfekt, dachte sich wohl Ex-Ministerpräsident Ehud Olmert. Jetzt kann ich es ihm so richtig heimzahlen. Denn für seinen Nachfolger Benjamin Netanjahu sieht es derzeit gar nicht gut aus. So will ihn die Staatsanwaltschaft wegen Bestechlichkeit, Betrug und Veruntreuung dorthin bringen, wo Olmert vor einigen Jahren aus ähnlichen Gründen auch saß – auf die Anklagebank.

Nach 16 Monaten Knast wieder auf freiem Fuß, gab Olmert nun ein Interview. »Tritt elegant zurück. Geh, lauf, mach dich unsichtbar!«, empfahl er Netanjahu. Aber natürlich nicht, weil er es gut mit ihm meint. Schließlich gehört Netanjahu in seiner Wahrnehmung genau zu denen, die hinter der »verrückten Hetzjagd« gegen Olmert standen.

friedensplan Der Grund: Er sei kurz davor gewesen, einen Mega-Deal mit den Palästinensern einzufädeln, was endlich Frieden beschert hätte. Weil Olmert im Gefängnis viel Zeit hatte, verfasste er eine über 700 Seiten zählende Autobiografie, worin er erklärt, warum eigentlich alle Protagonisten in der israelischen Politik – außer ihm natürlich – restlos unfähig seien.

Dabei teilt Olmert auch gegen Netanjahus Gattin Sara aus, die offiziell als Kinderpsychologin bei der Stadt Jerusalem angestellt ist. »Die Kinder Jerusalems können glücklich sein, weil sie so gut wie nie bei der Arbeit erscheint«, schreibt er. Die Vendetta zwischen den Olmerts und Netanjahus hat Tradition. Vergangenen Sommer bereits behauptete Netanjahu-Sprössling Yair, Olmerts Sohn Ariel habe »eine interessante Beziehung mit einem palästinensischen Mann«, die die »nationale Sicherheit beeinträchtigen« könnte.

Das Erschreckende an dem Ganzen ist nicht nur die Hybris, die Olmert bei seinen Attacken an den Tag legt. Es ist das Fehlen jeglichen Unrechtsbewusstseins und die Attitüde, nur Opfer einer Verschwörung zu sein. Doch diese Attitüde teilt er mit Netanjahu.

Der Autor ist freier Journalist in Berlin und Tel Aviv.

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025