Tel Aviv

Bericht: Antisemitismus immer noch stärker als vor dem 7. Oktober

Eine israelfeindliche und antisemitische Demonstration in Belfast am Samstag Foto: picture alliance / Anadolu

Weltweiter Antisemitismus ist laut einer israelischen Studie mehr als eineinhalb Jahre nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel weiterhin deutlich stärker verbreitet als vor dem 7. Oktober 2023. Insgesamt sei die Welle aber seitdem etwas abgeflaut, hieß es im jüngsten Jahresbericht der Universität in Tel Aviv.

»Anders als allgemein angenommen legen die Daten in diesem Bericht nahe, dass antisemitische Vorfälle direkt nach dem 7. Oktober ihren Höhepunkt erreichten und nicht in fortgeschrittenen Phasen des Gaza-Kriegs und nachdem Israel viel Kapital in den Gerichten der internationalen öffentlichen Meinung verloren hatte«, hieß es in dem Bericht.

»Die Welle des Antisemitismus wurde nicht wegen des Gaza-Kriegs und der humanitären Katastrophe dort immer stärker«, lautete die Schlussfolgerung des Verfassers des Berichts, Professor Uria Schavit. »Der Höhepunkt war von Oktober bis Dezember 2023, und ein Jahr später wurde fast überall ein deutlicher Rückgang von Vorfällen verzeichnet«, sagte er. »Die traurige Wahrheit ist, dass Antisemitismus in dem Moment sein Haupt erhob, in dem der jüdische Staat schwächer als je zuvor und unter existenzieller Bedrohung erschien.«

Lesen Sie auch

Ein vergleichsweise starker Anstieg antisemitischer Vorfälle sei 2024 in Australien verzeichnet worden, einem Land, das eigentlich für seine Toleranz und Respekt für Minderheiten bekannt sei, hieß es weiter in dem Bericht. Auch in Italien hätten sich die Vorfälle mit 877 im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr (454 Vorfälle) fast verdoppelt.

In Kanada sei eine Rekordzahl von 6219 antisemitischen Vorfällen im Vergleich zu 5791 im Jahr 2023 und 2769 im Jahr 2022 dokumentiert worden. In den USA wurden laut der Nichtregierungsorganisation ADL für 2024 erneut Rekordzahlen antisemitischer Vorfälle registriert. Auch in Argentinien, der Schweiz, Brasilien und Spanien sei die Zahl im vergangenen Jahr gestiegen. Nur in seltenen Fällen sei es zu Festnahmen und Verurteilungen gekommen.

In Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei die Zahl der antisemitischen Vorfälle 2024 im Vergleich zum Vorjahr gesunken, aber immer noch deutlich höher als 2022.

In Deutschland seien 2024 beispielsweise 5177 Vorfälle gezählt worden im Vergleich zu 5671 im Jahre 2023. 2022 seien es 2811 Vorfälle gewesen. Im Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 - also in der Zeit direkt nach dem Hamas-Terrorüberfall auf Israel - seien in Deutschland 3163 Vorfälle dokumentiert worden. In dem Vergleichszeitraum ein Jahr später seien es 671 gewesen. dpa/ja

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025