Berlin

Beauftragter Salzborn: Bei Judenfeindlichkeit einschreiten und Polizei rufen

Samuel Salzborn Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Jüdinnen und Juden brauchen nach Einschätzung des Antisemitismus-Beauftragten des Landes Berlin, Samuel Salzborn, im Alltag mehr Solidarität. Berlin stehe zum Glück immer wieder gegen Rechtsextremismus auf, sagte Salzborn am Dienstagmorgen dem Sender rbb24. »Aber wenn es um Antisemitismus geht, sind unsere Berlinerinnen und Berliner mir manchmal noch etwas zu leise.« Salzborn äußerte sich vor dem Prozessauftakt um den Angriff auf den jüdischen Studenten Lahav Shapira, der am Dienstagvormittag in Berlin beginnt.

Dieser war im vergangenen Jahr von einem Kommilitonen überfallen und schwer verletzt worden. Die Generalstaatsanwaltschaft spricht von einem antisemitischen Motiv. Laut Salzborn kam die Gewalttat nicht aus dem Nichts. »Es gab eine Grundstimmung, und die war antisemitisch verhetzt.« Einzelne besonders aktive Aktivisten mit massiven antisemitischen Einstellungen hätten alles getan, um jüdischen Studierenden und Lehrenden an Hochschulen das Leben schwer zu machen. Auch hätten sie durch Plakate und Gewaltandrohungen sowie am Ende reale Gewalt eine antisemitische Stimmung verbreitet und ein verhetztes Klima geschaffen. »Üble Situation an den Hochschulen«

In diesem Zusammenhang kritisierte er auch die Universitäten. Sie hätten bis heute nicht ausreichend darauf reagiert. »Die Situation ist bis heute bitter und übel an den Hochschulen«, so Salzborn unter Berufung auf Berichte und persönliche Gespräche. Studierende überlegten sich den Besuch bestimmter Lehrveranstaltung mit Blick auf andere Menschen, die sie dort vielleicht bedrohten oder diskriminierten.

Verschärft hatte sich die Situation mit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023. Hochschule müssten verstehen, dass es nicht um einen politischen Konflikt, sondern um antisemitischen Hass gehe. Bei Protestveranstaltungen werde nicht die freie Debatte gesucht. Deshalb sei die Polizei der notwendige Akteur, um solche Probleme zu beheben, sagte der Antisemitismus-Beauftragte.

Lesen Sie auch

Salzborn forderte von allen Berlinern: Wenn sie Antisemitismus sehen, sollten sie sich dagegen äußern »und vor allem in einer gefährlich Situation schleunigst die Polizei rufen«. Der antisemitische Hass sei da. »Wenn man dann aber allein gelassen wird gegenüber antisemitischen Akteuren, die einen beleidigen, die einen angreifen, macht das die Situation noch dreimal schlimmer, als sie es ohnehin schon ist.« kna

Rechtsextremismus

Fragezeichen nach skurriler Rede bei AfD-Jugendkongress 

Wer steckt hinter dem mysteriösen Auftritt des Mannes, der mit einer Rede im Hitler-Stil den Gründungskongress der AfD-Jugend aufmischte? Ihm droht der Parteiausschluss

von Jörg Ratzsch  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

München

Hugendubel streicht antisemitisches Kinderbuch aus Sortiment

»Sofort nach Kenntnisnahme über dessen Existenz« sei das Malbuch entfernt worden, heißt es aus dem Unternehmen

 01.12.2025

Berlin

Karoline Preisler bei Marsch gegen Antisemitismus

»Es ist ganz besonderer Marsch, weil Männer Frauen und Kinder, Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammengekommen sind«, sagt die Juristin und Politikerin

 01.12.2025

Potsdam

Anne Frank mit Kufiya: Jüdische Gemeinde fordert Ausstellungs-Stopp

Eine Ausstellung im Museum Fluxus+ will Ähnlichkeiten zwischen Palästinensern und Israelis aufzeigen. Doch die Darstellung zieht Kritik aus der Jüdischen Gemeinde und von Brandenburgs Antisemitismusbeauftragten auf sich

 01.12.2025

Interview

»Nach dem Waffenembargo gibt es einiges zu kitten«

CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter über den Antrittsbesuch des Bundeskanzlers in Israel, Siedlergewalt im Westjordanland und die Kooperation mit dem Mossad

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Hamburg

So reagiert die Politik auf den Rücktritt Stefan Hensels

Wegen der vorzeitigen Amtsaufgabe des Antisemitismusbeauftragten macht die CDU dem rot-grünen Senat schwere Vorwürfe. Der Erste Bürgermeister lobt dagegen die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Beauftragten

von Joshua Schultheis  01.12.2025

Verteidigung

Deutschland stellt Arrow 3 in Dienst

Erstmals kommt das Raketenabwehrsystem außerhalb Israels zum Einsatz

 01.12.2025