Interview

»BDS ist gegen Kunstfreiheit«

Olaf Zimmermann Foto: imago images/Reiner Zensen

Herr Zimmermann, Sie haben kürzlich mitgeteilt, dass Sie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft beigetreten sind. Dabei haben Sie darauf hingewiesen, dass der Kulturbereich per se nicht antisemitisch und israelfeindlich ist. Hat das jemand unterstellt?
Wir haben im Moment eine Stimmungslage im Kulturbereich, bei der sich viel im Nebel befindet. Die Klarheit, die es bei den wichtigen Fragen noch vor einigen Jahren gab, gibt es derzeit nicht. Und deshalb müssen wir diese wieder schaffen.

Sie haben auch betont, es gebe eine Menge aufzuarbeiten. Was meinen Sie damit?
Der Antisemitismus-Skandal der documenta hat uns deutlich gemacht, dass wir dringend darüber sprechen müssen, wie der Kulturbereich zu Israel und zur BDS-Bewegung steht. Wir haben jetzt eher eine verquere Debatte über Kolonialismus versus Antisemitismus, bei der der Kampf gegen den Antisemitismus zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird. Das ist eine intellektuelle Schlussstrichdebatte. Ich denke, dass wir da inhaltlich Klarheit schaffen müssen.

Zentralratspräsident Josef Schuster meint, die antisemitische Ideologie der BDS-Bewegung werde im deutschen Kulturbetrieb verharmlost. Teilen Sie diese Auffassung?
Die teile ich. Im Kulturbetrieb heißt es oft, dass man nicht antisemitisch sei, aber über Israel doch mal das ein oder andere sagen müsse. Es gibt bei nicht wenigen Kulturschaffenden große Sympathien für die BDS-Bewegung. Doch BDS fordert den Boykott von israelischen Künstlerinnen und Künstlern und versucht, diesen auch durchzusetzen. Das zeigt, wie weit diese Bewegung von unserem kunstfreiheitlichen Denken entfernt ist. Eigentlich dürfte niemand im deutschen Kulturbetrieb diese Bewegung unterstützen, zumindest nicht, wenn er oder sie meint, dass die grundgesetzlich verbriefte Kunstfreiheit auch weiterhin eine Rolle spielen soll. Die »Initiative GG 5.3 Weltoffenheit« beispielsweise sagt, man kämpfe für die Kunstfreiheit, und genau deshalb müsse es die BDS-Bewegung geben. Das ist ein fundamentaler Denkfehler. Wer für die BDS-Bewegung ist, ist für die Ausgrenzung von Künstlerinnen und Künstlern und deshalb gegen Kunstfreiheit.

Ist also durch den Begriff der Kunstfreiheit nicht alles gedeckt?
Eindeutig nicht. Kunstfreiheit war nie fundamental, sie ist immer auch eingeschränkt worden. In jeder zivilisierten Gesellschaft gibt es Grenzen. Es muss immer über Kunstfreiheit verhandelt werden, auch das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Wir haben im Grundgesetz ein ganz klares Statement des Gesetzgebers, dass die Kunst frei ist. Aber dort sind auch Einschränkungen beschrieben. Wir müssen stets darauf achten, dass sich der Kunstbereich so offen wie möglich ausleben kann, und da muss es auch Zumutungen geben können. Aber Antisemitismus ist eindeutig eine Grenze. Wer antisemitische Kunst produziert oder ausstellt, kann nicht mit dem Begriff der Kunstfreiheit argumentieren.

Mit dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates sprach Detlef David Kauschke.

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