Meinung

Ausstellung passt nicht zum Jubiläum

Abraham Lehrer Foto: Thomas Lohnes

Mit großem öffentlichen Interesse wurde das Jubiläum zu 50 Jahren diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland begangen. Anlass für eine positive Betrachtung der besonderen Beziehungen dieser beiden Staaten. Auch Anlass, wie zuletzt in Köln geplant, kritische Bilder zu zeigen, die den Antiisraelismus und letztendlich den Antisemitismus fördern?

Nein! Die Ausstellung der Organisation »Breaking The Silence« – in Israel für Israelis erstellt – soll Missetaten der israelischen Armee belegen. Es mag sein, dass es in der Vergangenheit zu Übergriffen gekommen ist. Die israelische Militärpolizei hat alle diese Fälle untersucht und gegebenenfalls verfolgt, bis hin zur Anklage der betroffenen Soldaten und Offiziere. So wie es sich für eine ordentliche und demokratische Behörde ziemt, auch eine unabhängige Militärbehörde.

absage Die Ausstellung unter dem Mantel der Jubiläumsfeierlichkeiten mit dem besonderen Emblem des Jubiläums präsentieren zu wollen, ist eine Unverfrorenheit, die erfreulicherweise vom Berliner Außenministerium untersagt worden ist.

Auch das Logo der Städtepartnerschaft Köln-Tel Aviv ist kein geeignetes Band für diese Bilder. Der Oberbürgermeister der Stadt Köln hat dankenswerterweise die Ausstellung abgesagt – gegen den Willen der Organisatoren in der Stadtverwaltung. Warum wird nicht der Abschlussbericht von zehn Generälen aus unterschiedlichen Ländern unter Beteiligung eines deutschen Generals ausgestellt, der besagt, dass die israelische Armee in ihren Aktionen sehr human gehandelt hat? Warum werden die Bilder palästinensischer Übergriffe nicht ausgestellt oder zumindest gegenübergestellt?

Den Vorwurf der Einseitigkeit müssen die Unterstützer akzeptieren, er bleibt an ihnen haften. Auch das traurige Bemühen, die Ausstellung mit Zustimmung des Kölner Arbeitskreises Israel-Palästina zu präsentieren, jedoch ohne die zusätzlichen und erklärenden Tafeln und Beschriftungen, ist ein versuchter Missbrauch dieser grundsätzlich positiv zu bewertenden Arbeitsgruppe.

Besonders verwerflich sind jedoch die inzwischen wiederholten Versuche – angeblich unterschiedlicher Personen –, diese Ausstellung in Köln zu zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass dies der letzte Versuch war – auch vonseiten der Kölner Stadtverwaltung.

Der Autor ist Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Debatte

Schuster: AfD-Regierung wäre für Juden das Signal zur Auswanderung

Die hohen Zustimmungswerte der AfD machen gerade Juden besorgt. Zentralratspräsident Josef Schuster erinnert an die 1930er Jahre: Auch in der NS-Zeit hätten viele Juden lange nicht für möglich gehalten, was dann folgte

von Christoph Schmidt  07.05.2025

Globaler Antisemitismus

J7 beklagen Staatsversagen beim Kampf gegen Judenhass

Ziele sind Einrichtungen wie Synagogen und Schulen - aber auch Menschen. Ein Bericht zeigt erschreckende Zahlen zu Antisemitismus in Deutschland, den USA, Argentinien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien

von Leticia Witte  07.05.2025

Berlin

Weimer: Antisemitismus in der Kultur als erstes großes Thema

Der neue Staatsminister für Kultur und Medien will an seinem ersten Tag ein Zeichen setzen - und empfängt gleich einen besonderen Gast

 07.05.2025

Urteil

Klage von jüdischem Erben gegen Sparkasse Hagen bleibt erfolglos

Der Großvater des Klägers hatte den Angaben zufolge 1932 ein Konto bei der Sparkasse in Hagen eröffnet und darauf Geld eingezahlt. Später floh er mit seiner Ehefrau in die Schweiz

 07.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  07.05.2025

Digitale Erinnerung

Neue App zeigt Deutschland-Karte mit Nazi-Verbrechen

Von 1933 bis 1945 haben die Nationalsozialisten Menschen enteignet, missbraucht, getötet. Die Untaten auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik versammelt eine neue App. Schon zum Start gibt es eine Erweiterungs-Idee

von Christopher Beschnitt  07.05.2025

Kommentar

Mit aller gebotenen Härte

Ein AfD-Verbotsverfahren ist nach der Verfassungsschutz-Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch dringlicher denn je

von Philipp Peyman Engel  07.05.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel und Deutschland: 60 Jahre diplomatische Beziehungen

Deutschland und Israel haben am 12. Mai 1965 diplomatische Beziehungen aufgenommen. Dies feiern beide Länder mit einem symbolträchtigen Besuch von Herzog in Berlin und Steinmeier in Israel

 07.05.2025

Potsdam

Auch AfD Brandenburg als gesichert rechtsextrem eingestuft

Die Einstufung stammt bereits aus dem April, doch Innenministerin Lange erfuhr erst jetzt davon. Landesverfassungsschutz-Chef Müller muss deshalb gehen

 07.05.2025