Israel

»Auf 67er-Grundlage«

Das Warten überwinden: Die »Israelische Friedensinitiative« ist ambitioniert. Foto: Reuters

Herr Yatom, Sie sind einer der Mitgründer der »Israelischen Friedensinitiative«. Was wollen Sie erreichen?
Wir und die arabische Friedensinitiative von 2002 wollen eine solide Grundlage schaffen, um die Friedensgespräche wieder aufzunehmen. Wir erklären, dass wir die arabische Friedensinitiative akzeptieren, aber wir fügen unsere eigene Position hinzu.

Welche ist das?
Wir lehnen das Rückkehrrecht für die Nachfahren der palästinensischen Flüchtlinge ab. Sie können in einen palästinensischen Staat zurückkehren, aber nicht nach Israel. Das Hauptprinzip ist: zwei Staaten für zwei Völker, die friedlich Seite an Seite leben. Die Grenze zwischen den beiden Staaten soll »auf der Grundlage« der Grenzen von 1967 gezogen werden.

Israel behält also große Siedlungsblöcke?
Wir haben noch keine Landkarte gezeichnet, aber ja, die großen Siedlungsblöcke, die an das israelische Gebiet angrenzen, werden unter israelischer Hoheit bleiben.

Welche Gebiete sollen den Palästinensern im Austausch gegeben werden?
Es muss natürlich unbewohntes Gebiet sein. Das wäre hauptsächlich der Teil der Negevwüste nördlich von Beer Scheva.

Was geschieht, wenn die Palästinenser diesen Gebietsaustausch ablehnen?
Sie haben dem längst zugestimmt. Im Juli 2000 in Camp David, ich habe an den Gesprächen teilgenommen, mit Bill Clinton, Ehud Barak und Jassir Arafat. Damals einigte man sich auf die Grenzen von 1967 mit Gebietsaustausch.

Aber das war damals.
Wir haben erst kürzlich mit Mahmud Abbas gesprochen, er hat seine Meinung nicht geändert. Sie sind bereit, darüber zu reden.

Wo liegt dann das Problem?
Netanjahu bringt es nicht über die Lippen, dass die Grenze auf der Waffenstillstandslinie von 1967 basieren soll. Aber ich glaube, dass letztendlich auch er einsehen wird, dass dies der einzige Weg ist, am Ende Frieden zu schließen. Zumal die 67er-Grenze ja nur die Basis, nicht das letzte Wort ist. Das größte Problem für die Rechte ist die Teilung Jerusalems. Wir wollen, dass die jüdischen Stadtteile israelisch bleiben und die arabischen Teil des Palästinenserstaates werden.

Und wie wollen Sie das umsetzen?
Wir kommen nicht umhin, eine klare Grenze zu ziehen. Es wird ein Zaun errichtet werden müssen, an manchen Stellen auch mal eine Mauer, um zu verhindern, dass palästinensische Terroristen einfach so nach Israel gelangen können.

Kann es nur mit einer Zweistaatenlösung Frieden geben?
Wenn wir Israel als jüdischen und demokratischen Staat bewahren wollen, brauchen wir ein Staatsgebiet, in dem die Mehrheit jüdisch ist. Also müssen wir uns von den Palästinensern trennen. Alles andere wäre nationaler Selbstmord.

Gibt es im Moment nicht ganz andere Friedenshindernisse als Netanjahu?
Natürlich. Die Hamas bereitet sich auf neue Angriffe vor. Sie kann kein Partner sein, denn sie erkennt Israels Existenzrecht nicht an und schwört dem Terror nicht ab. Das wird auch nicht passieren, denn die Raison d’être der Hamas ist der Heilige Krieg gegen die Ungläubigen, in diesem Falle Israel. Die Hamas ist ein Friedenshindernis.

Haben Sie einen Plan, wie Sie die Hamas loswerden wollen?
In einem Jahr gibt es in den Autonomiegebieten wieder Wahlen. Wenn die Fatah gewinnt, können wir mit dem Dialog fortfahren und hoffentlich einen Vertrag unterzeichnen. Es wird dann das Problem von Mahmud Abbas sein, dafür zu sorgen, dass keine Terrorangriffe gegen Israel mehr ausgeübt werden. Wenn die Hamas gewinnt, dann ist das das Ende aller Friedensbemühungen.

Wie gefährlich ist der Iran?
Er ist die größte Bedrohung für Israel, hält Hisbollah und Hamas am Leben. Und wenn der Iran die Atombombe bekommt, ist das eine existenzielle Bedrohung für Israel. Das können wir uns nicht leisten.

Danny Yatom war von 1996 bis 1998 Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad. Im Anschluss war er von 1999 bis 2001 Stabschef des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak, mit dem er auch an den Camp-David-Friedensverhandlungen teilnahm. Von 2003 bis 2008 saß er für die Arbeitspartei in der Knesset, ehe er sich ins Privatleben zurückzog.

Georg M. Hafner

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