Judenhass

Antisemitismus: Demonstrationsverbot in Berlin eingehalten

Anhänger der auch von der EU als Terrororganisation eingestuften PFLP im Dezember 2021 in Nablus im Westjordanland Foto: imago images/ZUMA Wire

Die Verbote von zwei pro-palästinensischen Demonstration, die für das Wochenende in Berlin angemeldet waren, sind nach Polizeiangaben eingehalten worden. Am Samstagabend seien weder Versammlungsteilnehmer noch Auffälligkeiten im Nahbereich festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Sonntag in Berlin.

Auch am Sonntagnachmittag sei niemand zu der zweiten verbotenen Demonstration erschienen. Die Polizei hatte die Versammlungen unter anderem wegen erwarteter antisemitischer und volksverhetzender Äußerungen untersagt.

Die Polizei sei am Samstag mit mehr als 350 und am Sonntag mit rund 300 Kräften im Einsatz gewesen, um die Versammlungsverbote im Bezirk Neukölln gegebenenfalls durchzusetzen, sagte die Polizeisprecherin. Der Anmelder der zunächst am Samstag geplanten Kundgebung gilt nach Gerichtsangaben als Aktivist der »Volksfront für die Befreiung Palästinas« (PFLP), die das Existenzrecht Israels ablehnt und vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) forderte am Sonntag ein Verbot der PFLP und der PFLP-nahen Organisation Samidoun. Beide Organisationen verhielten sich aggressiv-kämpferisch gegen die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und störten den öffentlichen Frieden, erklärte DIG-Präsident Volker Beck. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse sie deshalb verbieten. Die PFLP stehe bereits seit 2002 auf der Terrorliste der EU.

Das Demonstrationsverbot für Samstag war am Freitagabend vom Berliner Verwaltungsgericht und am Samstagnachmittag vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigt worden. Die Versammlungsbehörde habe die Kundgebung mit der Begründung verboten, dass Gewalttätigkeiten sowie volksverhetzende und antisemitische Äußerungen zu erwarten seien, betonte das Oberverwaltungsgericht. Das Gericht habe entschieden, dass der Verlauf früherer, deutlich ähnlicher Versammlungen diese Gefahrenprognose rechtfertige. (Az.: OVG 1 S 31/23)

Das Verwaltungsgericht hatte am Freitagabend betont, das Verbot sei plausibel. Es seien unter anderem antisemitische Äußerungen und Aufrufe zur Gewalt gegen Israel zu erwartet gewesen. Die Gefahrenprognose nehme auf mehrere frühere Versammlungen des Antragstellers im Mai 2021 und April 2022 Bezug. Diese seien hinsichtlich Motto und Teilnehmerkreis vergleichbar mit der am Donnerstag von der Polizei verbotenen Kundgebung. Dabei seien unter anderem Flaschen und Steine auf Polizeibeamte geworfen und ein Pressevertreter angegriffen worden. (Az.: VG 1 L 160/23)

Zur Begründung der aktuellen Verbote hatte die Polizei betont, es bestehe die unmittelbare Gefahr, dass es zu volksverhetzenden, antisemitischen Ausrufen, zu Gewaltverherrlichung und Einschüchterungen kommen könnte. Dabei wurde auch auf eine Demonstration am vergangenen Osterwochenende verwiesen.

Dort waren am Karsamstag Parolen wie »Tod den Juden« und »Tod Israel« gerufen worden. Gegen das für Sonntag erteilte Demonstrationsverbot wurden nach Polizeiangaben keine Rechtsmittel eingelegt.

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025