Nahost

Alle Optionen offen

An der Grenze zu Syrien: 303 Kilometer trennen das Büro des israelischen Premierministers von Damaskus. Foto: dpa

Israel hat begonnen, sich auf einen baldigen Niedergang des Assad-Regimes vorzubereiten. Nach dem Anschlag in Damaskus, bei dem vergangene Woche fast die gesamte Führungsriege der regimetreuen Armee ums Leben kam, hat Jerusalem die Alarmbereitschaft und Zahl der Grenztruppen erhöht, Soldaten den Fronturlaub gestrichen, die Aufklärung intensiviert und Sperranlagen verstärkt. Man will auf jede Eventualität in Syrien vorbereitet sein.

Ein Amateurvideo auf YouTube demonstrierte deutlich, worüber man sich am meisten Sorgen macht: Bei beruhigender Musik zeigt darin ein syrischer Rebell, wie man aus abgesägten Plastikflaschen und Kohlefiltern eine improvisierte Gasmaske bastelt. Nicht nur Syriens Rebellen befürchten, dass Präsident Baschar al-Assad in einer Geste der Verzweiflung kurz vor seinem Ende den Befehl zum Einsatz von Chemiewaffen geben könnte. Assad hatte in Interviews gedroht, sein Sturz werde nicht ohne regionale Konsequenzen bleiben. Syrien verfügt über eines der größten Giftgasarsenale der Welt.

angriffspläne Das könnte nach dem Sturz Assads auch seinen Weg in die Hände der libanesischen Hisbollah finden. Die schiitische Miliz besitzt angeblich mehr als 70.000 Raketen, die jeden Punkt in Israel erreichen können. Deswegen »beobachten wir die syrisch-libanesische Grenze sehr genau«, sagte Verteidigungsminister Ehud Barak. Er habe die Armee angewiesen, Pläne für einen Angriff vorzubereiten, falls Hisbollah strategische Waffen in den Libanon schmuggle. Dann stünden »alle Optionen offen«, so Barak. Israel erwägt offenbar, Syriens C-Waffendepots präventiv zu bombardieren, um der Gefahr ihrer Verbreitung vorzubeugen. Die USA sind angeblich dagegen: Sie befürchten, ein israelischer Angriff könne Assad innenpolitisch stärken.

Auch andere Szenarien bereiten Jerusalem Sorgen. Barak gab Anweisung, sich auf einen Ansturm Tausender syrischer Flüchtlinge vorzubereiten. Hochrangige Militärs befürchten, dass auf dem Golan, bislang Israels ruhigste Grenze, nach dem Zerfall des Regimes Anarchie entstehen könnte. Aus dem Machtvakuum könnten Terrororganisationen agieren, genauso, wie es derzeit im Sinai geschehe. Erst am Sonntag wurde an der ägyptischen Grenze wieder ein israelischer Bus vom Sinai aus beschossen. Allein dieses Jahr soll die Armee an Israels Südgrenze mehr als zehn Terrorangriffe verhindert haben.

»In Syrien kann man sehen, wie die Welt viel spricht und nichts tut«, kommentierte Verteidigungsminister Barak mit Seitenblick auf den Iran. Wenn die Weltgemeinschaft trotz offensichtlicher Menschenrechtsverletzungen im schwachen Syrien nicht eingreife, wie stehe es dann erst um die internationalen Bemühungen, das Atomprogramm des ungleich stärkeren Iran aufzuhalten?

Düsseldorf

Wolfgang Rolshoven mit Josef-Neuberger-Medaille geehrt

Mit der Auszeichnung würdigte die Jüdische Gemeinde Rolshovens jahrzehntelanges Engagement für jüdisches Leben und seinen entschlossenen Einsatz gegen Judenhass

 31.10.2025

Berlin/München

Nach Terror-Skandal beim ZDF: ARD überprüft Mitarbeiter in Gaza

Alle in Gaza tätigen Mitarbeiter hätten versichert, keinerlei Nähe zu Terrororganisationen zu haben, sagt der zuständige Bayerische Rundfunk

 31.10.2025

Nürnberg

»Nie wieder darf Hass die Oberhand gewinnen«

Kongressabgeordnete aus Washington D.C., Touristen aus China und Geschichtsinteressierte aus Franken: Das Interesse an den Nürnberger Prozessen ist 80 Jahre nach dem Start des historischen Justizereignisses ungebrochen

von Michael Donhauser  31.10.2025

Ankara

Offene Konfrontation zwischen Erdogan und Merz über Israel und Gaza

Eigentlich wollte der Bundeskanzler bei seinem Antrittsbesuch neue Harmonie in die deutsch-türkischen Beziehungen bringen. Bei einer Pressekonferenz mit mit türkischen Präsidenten kommt es stattdessen zur offenen Konfrontation

von Anne Pollmann, Michael Fischer, Mirjam Schmitt  31.10.2025

Jerusalem/Düsseldorf

Yad Vashem will beim Standort in Deutschland eine schnelle Entscheidung

In Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Sachsen soll erstmals außerhalb Israels ein Bildungszentrum zum Holocaust entstehen. Die Entscheidung soll zügig fallen

 31.10.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2025

Halle

»Hetze gegen Israel«: Rektorin der Uni Halle gibt Fehler zu 

Die Veranstaltung an der (MLU) fand unter dem Titel »Völkermord in Gaza« statt

 30.10.2025

Bayern

Jüdischer Landesverband kritisiert Dehler-Preis für Imam Idriz scharf

Kritisch äußert sich der Verbandspräsident Josef Schuster insbesondere zu Äußerungen des Imams in Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza

 30.10.2025

Russland

Moskaus Kalkül

Warum der Kreml wenig Interesse daran hat, dass der US-Friedensplan für den Gazastreifen funktioniert

von Alexander Friedman  30.10.2025