Rechtsextremismus

368 Polizeieinsätze wegen Neonazi-Parole zu »L’amour toujours«

Foto: picture alliance / Panama Pictures

Das Grölen rechtsextremistischer Parolen zum Popsong »L’amour toujours« hat in den vergangenen Monaten einem Medienbericht zufolge bundesweit zu mehr als 360 Polizeieinsätzen geführt.

Wie die Umfrage des »RedaktionsNetzwerks Deutschland« in allen Bundesländern ergab, wurde die Polizei zwischen Oktober 2023 und Juni
2024 in mindestens 368 Fällen alarmiert, weil zur Melodie des Liedes von Gigi D’Agostino die Neonazi-Parole »Deutschland den Deutschen, Ausländer raus« gesungen wurde.

Von den Landeskriminalämtern seien sowohl Vorfälle auf öffentlichen Volksfesten und in Discotheken erfasst worden, als auch auf privaten Feiern und mehrfach an Schulen.

Verfassungs- oder ausländerfeindlich

Ende Mai hatte sich ein auf Sylt aufgenommenes Handyvideo in Internetnetzwerken verbreiten, in dem Partybesucher das umgetextete Lied singen. Das hatte bundesweit für Empörung gesorgt. Unter anderem hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) den Gesang als »nicht akzeptabel« bezeichnet.

Die meisten vergleichbaren Fälle wurden laut dem »RedaktionsNetzwerk Deutschland« aus Nordrhein-Westfalen gemeldet. Von November 2023 bis einschließlich Juni 2024 sei in dem Bundesland 96-mal die Polizei gerufen worden, weil beim Abspielen des Liedes verfassungsfeindliche oder ausländerfeindliche Äußerungen gemacht wurden.

Das Landeskriminalamt in Baden-Württemberg habe bis Anfang Juli insgesamt 40 solcher Fälle gezählt, in Mecklenburg-Vorpommern sei die Polizei zwischen Oktober 2023 und Juni dieses Jahres 45-mal eingeschaltet worden.

Bayern und Sachsen waren dem Medienbericht zufolge die einzigen Bundesländer, die keine Angaben zu entsprechenden Polizeieinsätzen gemacht haben. epd

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025

Berlin

Israelisches Schutzsystem soll neue Leopard-2-Flotte sicherer machen

Das »Hard-Kill-Abwehrsystem« Trophy erkennt anfliegende Raketen und macht diese unschädlich

 21.11.2025