Meinung

20 Jahre BDS: Was bleibt, ist ein beschädigter Diskurs

Erica Zingher Foto: David Zingher

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20 Jahre BDS: Was bleibt, ist ein beschädigter Diskurs

Die im Juli 2005 gegründete Israel-Boykottkampagne wird bis heute als »gewaltfrei« verklärt. Dabei richtet sich die Bewegung gegen die Existenz des jüdischen Staates und geht aggressiv gegen Andersdenkende vor

von Erica Zingher  16.07.2025 16:32 Uhr

Seit 20 Jahren gilt: Wo BDS auftritt, wird es autoritär. Die Anhänger der Israel-Boykottbewegung setzen nicht auf Dialog, nicht auf Koexistenz, sondern auf Abbruch von Kontakten, auf Druck durch Ausschluss. Was als Einsatz für Menschenrechte inszeniert wird, war von Anfang an eine moralische Abriegelung: gegen alle, die mit israelischen Institutionen arbeiten, gegen jüdische oder israelische Stimmen, die sich der Frontenlogik entziehen.

Ein Blick in den Gründungsaufruf von Juli 2005 bestätigt das. Wenn es nach BDS geht, soll es keinen jüdischen Staat mehr geben. Die geforderte »Beendigung der Kolonisation allen arabischen Landes« meint ganz Israel. Das »Rückkehrrecht« für palästinensische Nachkommen – also etwa 5,9 Millionen Menschen – würde die jüdische Bevölkerungsmehrheit auflösen.

Unterzeichnet wurde der Aufruf unter anderem von einem Bündnis, in dem die Terrororganisationen Hamas, Islamischer Dschihad und PFLP vertreten sind. Die Behauptung von einem »Aufruf der palästinensischen Zivilgesellschaft« ist demnach eine Lüge. Doch bis heute wird BDS als »gewaltfrei« verklärt. Dabei ist der Effekt längst sichtbar.

BDS hat ein Klima der Einschüchterungen erzeugt, das immer wieder zum Erfolg führt.

Die Internationale Soziologische Vereinigung (ISA) etwa suspendierte kürzlich ganz nach BDS-Manier die israelische Sektion – mit der Falschbehauptung, sie habe den Gazakrieg nicht verurteilt. Im Kulturbetrieb ist das längst Alltag. Kooperationen mit Israelis oder Juden können bereits als verdächtig gelten und werden nicht selten als Einladung gesehen für Drohungen, Pöbeleien, Denunziationen. Ein Klima der Einschüchterungen, das immer wieder zum Erfolg geführt hat.

Im Falle der Soziologievereinigung verurteilte die Deutsche Gesellschaft für Soziologie klar, eine soziologische Fachgesellschaft »für Handlungen der Regierung ihres Landes in Haftung zu nehmen«. Eine solche Stellungnahme ist leider nicht der Normalfall – gibt aber Hoffnung. 20 Jahre BDS bedeuten eine radikale Absage an Austausch und Komplexität. Was bleibt, ist ein beschädigter Diskurs.

Die Autorin ist freie Journalistin und schreibt die »taz«-Kolumne »Grauzone«.

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