Rückblende

1965: Hans Rosenthal wird Präsident von TeBe Berlin

Spitze: Hans Rosenthal Foto: Heike Heller

Juden spielten im deutschen Fußball traditionell eine große Rolle. Aber erst in den vergangenen Jahren wurde der breiten Öffentlichkeit bewusst, wie viele Sportfunktionäre vor 1933 jüdischen Glaubens waren. Am bekanntesten ist der Fall von Kurt Landauer, der den FC Bayern München 1932 zu seiner ersten Deutschen Meisterschaft führte. Ein Jahr später musste Landauer sein Amt aufgeben, sechs Jahre später saß er im KZ Dachau, den Krieg überlebte er im Schweizer Exil. Dort grüßten ihn während eines Freundschaftsspiels angeblich die Bayern-Spieler, wofür die früher als »Judentruppe« verschriene Mannschaft nach ihrer Rückkehr eine Rüge erhielt.

Weniger bekannt ist, dass Landauer noch einmal, von 1947 bis 1951, Bayern-Präsident wurde. Eine ähnliche Karriere hatte Alfred Ries, in den gleichen Jahren (sowie nochmals von 1963 bis 1967) Präsident des SV Werder Bremen. Auch er hatte den Club bereits in den 20er-Jahren geführt. Angeblich wurde auf seine Initiative hin die Farbdekoration der neuen Bremer Synagoge in den Werder-Vereinsfarben Grün-Weiß gewählt. Ries, der sich auch in jüdischen Angelegenheiten engagierte, war Vizepräsident des Deutschen Sportbunds und wirkte als einer der wenigen jüdischen Diplomaten der Bundesrepublik, zuletzt als Botschafter in Liberia.

»Dalli-Dalli« 1965 wurde dann »Hänschen« Rosenthal Präsident von Tennis Borussia Berlin. Der zunächst als Radio-, dann als Fernseh-Quizmaster bekannte und beliebte Berliner hatte die Schoa versteckt in einer Gartenlaube überlebt. Bekannt wurde er später vor allem mit seiner TV-Ratesendung »Dalli Dalli«. Dass Rosenthal sowohl in der Berliner Gemeinde wie auch dem Zentralrat hohe Funktionen ausübte, war der deutschen Öffentlichkeit kaum bewusst.

Selbst Rosenthals Sender, das ZDF, schien sich kaum bewusst zu sein, welche Geschichte sein beliebtester Quizmaster hatte. So setzte man die 75. Jubiläumssendung von »Dalli-Dalli« ausgerechnet auf den 9. November 1978. Als Rosenthal protestierte, der 40. Jahrestag der Pogromnacht sei nicht der richtige Zeitpunkt dafür, hieß es nur, er sei zu empfindsam. Dass in der am vorgesehenen Datum ausgestrahlten Sendung in den Pausen Opern- statt Schlagermusik zu hören war, fiel kaum jemandem auf. Eine Zeitung kommentierte, die Sendung zeichnete sich wieder einmal durch »Schwung, Witz und Spitze« aus.

Spitze war in den 70er-Jahren auch Tennis Borussia. Der heute in der Bedeutungslosigkeit verschwundene Berliner Sechstligist spielte 1974 und 1976 jeweils eine Saison lang in der Bundesliga

Berlin

Moses-Mendelssohn-Preis für »Kanaan«-Gastronomen

Senator Joe Chialo würdigte die Gastronomen als großartiges Beispiel und Vorbild für Verständigung, Zusammenhalt und Resilienz

 11.09.2024

Meinung

Ich sehe in Deutschland immer öfter, wovor ich aus dem Iran geflohen bin

Nach dem Anschlag von München fragt sich unsere Autorin, ob sie ihre Kinder noch schützen kann

von Shahrzad Eden Osterer  11.09.2024

Frankfurt am Main

Gericht lehnt Eilantrag gegen Rüstungsexporte nach Israel ab

Fünf Palästinenser wollten Waffenlieferungen verhindern

 11.09.2024

Meinung

Baerbocks Bilanz

Viel Täter-Opfer-Umkehr und wenig Verständnis für Israels berechtigte Sicherheitsinteressen: Auf solche selbst ernannten Freunde des jüdischen Staates wie Außenministerin Annalena Baerbock kann Israel getrost verzichten

von Philipp Peyman Engel  11.09.2024

US-Wahlkampf

»Sie hasst Israel« - »Er wäre gern selbst Diktator«

Bei der ersten Fernsehdebatte machten sich die beiden Kandidaten heftige Vorwürfe - auch beim Thema Nahost

von Michael Thaidigsmann  11.09.2024

Frankreich

Schatten über Straßburg: Israelisches Filmfestival erneut abgesagt

Der jüdische Dachverband CRIF sprach von »intellektuellem Terrorismus«, die Straßburger Bürgermeisterin von »inakzeptablen Drohungen«

 10.09.2024 Aktualisiert

Islamismus

Nach Schüssen in München: NS-Dokuzentrum sagt Feier zur neuen Ausstellung ab

In dem Gebäude erinnert künftig eine Installation an rassistische Anschläge. Die Schau sollte feierlich eröffnet werden - doch das fällt nach dem Terroranschlag nun aus

 10.09.2024

Berlin

»Bild«-Reporter Iman Sefati angegriffen

Der Journalist wurde zunächst auf dem Alexanderplatz und später in Kreuzberg bei Demos attackiert

 10.09.2024

Hamburg

»Ein Armutszeugnis«

Die Absage des Grindelfestes stößt bei der Jüdischen Gemeinde auf scharfe Kritik

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert