Meinung

Was gehen uns Israel und die Geiseln an?!

In der »Berliner Runde«, auch Elefantenrunde genannt, diskutieren die Spitzen der größten deutschen Parteien über die Ergebnisse der Bundestagswahl. Foto: picture alliance / photothek.de

Nach durchwachter Nacht erfreuen gute Nachrichten besonders, seien sie noch so klein: Bei der Bundestagswahl schrammt sowohl das »Team Todenhöfer« als auch die Querdenkerpartei »dieBasis« (alQuaida auf deutsch heißt »die feste Basis«) mit ganz wenigen Stimmen am 0,0 % Ergebnis entlang. Das mag politisch nichts bedeuten, gefällt aber dennoch.

Zu einer weniger guten Nachricht abseits des leider starken Ergebnisses für die AfD: Es fiel vor allem in der Berliner Runde der Spitzenkandidaten auf, dass weder der Judenhass in unserer Gesellschaft noch die Lage in Israel und das Schicksal der (deutsch-) israelischen Geiseln eine Erwähnung wert waren. Nicht eine einzige Frage stellten die Journalisten den Spitzenpolitikern dazu.

Lesen Sie auch

Selbstverständlich könnte das Argument gelten, eine Nation dürfe sich am Wahlabend mit sich selbst beschäftigen. Es muss nicht zur Primetime der Weltfrieden gerettet werden. Die Ukraine, sehr wohl im Blickpunkt der sogenannten Elefantenrunde, liegt zudem geografisch näher als Israel. Jedoch ist Judenhass in Deutschland eines der drängendsten innenpolitischen Themen und hätte unbedingt auf die Agenda der Spitzenpolitiker an diesem Abend gehört. Gerade nach dem Angriff am Holocaustmahnmal.

Die jüdischen Gemeinschaften fühlen sich hier immer unsicherer, die Zahl antisemitischer Straftaten wächst. Ist diese Bedrohung 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz so unwichtig geworden? Marginal? Das »Nie wieder« an solch einem Abend mit vielen Millionen Zuschauern nicht mal mehr als Floskel nötig?

Da oft die Solidarität mit Israel als Staatsräson beschworen wird, wäre auch ein Zeichen des Mitgefühls für die Familie von Kfir, die immerhin deutsche Pässe besaß, menschlich und anständig gewesen. Mutter und Kinder werden in dieser Woche beerdigt. Nichts, kein Wort.

Es ist entlarvend und traurig und nicht einmal das jüdische Sprichwort tröstet: »Schweigen ist ein Zeichen von Weisheit, aber schweigen allein ist noch keine Weisheit.«

Die Autorin ist freie Journalistin und war viele Jahre als Redakteurin für den Hörfunk in der ARD tätig.

Westjordanland

Israel will gegen illegale Selbstjustiz vorgehen

Zuletzt häuften sich Angriffe radikaler Siedler. Generalstabschef Zamir: Israels Militär wird das nicht tolerieren

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Debatte

Netanjahu: Gewalttätige Siedler sind Minderheit

Israels Premier: Die große Mehrheit der Siedler ist gesetzestreu und dem Staat gegenüber loyal

 17.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

Israel

Ex-Geisel fühlt sich »völlig im Stich gelassen«

Rom Braslavski, von der Hamas vom Novafestival verschleppt und jahrelang gequält, zieht die bittere Bilanz seiner Rückkehr

von Sabine Brandes  17.11.2025

Nahost

Hamas hortet offenbar moderne Waffen im Ausland

In afrikanischen Staaten und im Jemen sammeln die Terroristen laut Medienberichten Feuerwaffen und andere Waffengattungen

 17.11.2025

Berlin

Bundesregierung hebt Stopp der Rüstungsexporte nach Israel wieder auf

Die Waffenruhe in Gaza hält seit mehr als fünf Wochen. Die Bundesregierung nimmt das zum Anlass, ihre massiv kritisierte Entscheidung aus dem Sommer rückgängig zu machen

von Michael Fischer  17.11.2025

Untersuchungskommission

7. Oktober: Netanjahu-Regierung will sich selbst untersuchen

Die Regierung Netanjahu hat auf Druck des Obersten Gerichts nach mehr als zwei Jahren einer Untersuchung der Versäumnisse, die zum 7. Oktober geführt haben, zugestimmt. Allerdings will man das Gremium und den Untersuchungsumfang selbst bestimmen

 16.11.2025 Aktualisiert