Meinung

Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Ulrike Becker Foto: Tatyana Kronbichler

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Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Irans Atomprogramm verfolgt keine friedlichen Ziele. Nach dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen ist Israels Angriff gerechtfertigt

von Ulrike Becker  13.06.2025 15:01 Uhr

Israels Angriff auf iranische Atomanlagen ist ein Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung. Denn Vernichtungsdrohungen gegen den jüdischen Staat gehören quasi zur Staatsräson der Islamischen Republik Iran. Der oberste geistliche Führer des Iran, Ali Khamenei, nannte Israel wiederholt einen »Tumor«, der aus der Region herausgerissen werden müsse, der Slogan »Tod Israel« wird durch das Regime weltweit propagiert. Eine atomare Bewaffnung dieses Regimes kann deshalb keine Regierung Israels akzeptieren. 

Die Weltgemeinschaft hat der atomaren Aufrüstung der islamistischen Diktatur in den vergangenen Jahren weitgehend hilflos zugesehen. Die Internationale Atomenergiebehörde hat am Donnerstag zum ersten Mal seit über 20 Jahren eine Resolution verabschiedet, in der das iranische Atomprogramm verurteilt wird.

Seit Jahren ist klar, dass Irans Atomprogramm nicht friedlich ist, doch die Bemühungen, das Atomwaffenprogramm mit diplomatischen Mitteln zu stoppen, waren zu schwach, der Druck durch Sanktionen nicht stark und entschieden genug. Deutschland ist bis heute der wichtigste Handelspartner des Regimes unter den westlichen Staaten und nicht bereit, die Handelsbeziehungen ganz abzubrechen. 

Die israelischen Angriffe sind kein Angriff auf die Bevölkerung im Iran.

Israel ist auf sich allein gestellt damit, die atomare Bewaffnung des Iran zu stoppen, die eigentlich eine Bedrohung für die ganze Welt ist. Eine atomare Bewaffnung würde die Herrschaft der Islamisten im Iran zementieren. Damit würde auch der mutige und verzweifelte Kampf der iranischen Bevölkerung aussichtslos, die mehrheitlich das korrupte und brutale Regime loswerden will.

Eine atomare Bewaffnung des Iran würde die Macht des Regimes in der Region stärken und damit den Einfluss von islamistischen Terrororganisationen wie der Hisbollah im Libanon, den Huthis im Jemen und Milizen im Irak und im Gaza-Streifen. Und sie wäre auch eine Bedrohung von Zielen in Europa. Angesichts des Scheiterns aller diplomatischen Bemühungen ist es deshalb unabdinglich, dass die Bundesregierung sich jetzt fest an die Seite Israels stellt.

Die israelischen Angriffe sind kein Angriff auf die Bevölkerung im Iran. Im Gegenteil will die israelische Regierung die iranische Bevölkerung ermutigen, gegen die eigene Führung aufzustehen. Israels Premier Benjamin Netanjahu hat sich vor dem Angriff direkt an die iranische Bevölkerung gewandt und erklärt, man habe in der »brutalen Diktatur« einen gemeinsamen Feind.

Es geht nicht um einen militärischen Machtkampf zwischen zwei Nationen.

Die militärische Konfrontation ist gefährlich für die Menschen in Israel, die mit Vergeltungsschlägen rechnen müssen. Sie ist auch gefährlich für jüdische und israelische Einrichtungen und Einzelpersonen weltweit, auch hier bei uns in Deutschland. Immer wieder sind in den letzten Jahren Anschlagspläne des Regimes bekannt geworden, die sich gegen jüdische Einrichtungen oder prominente Persönlichkeiten richteten. Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, aber auch von iranischen Oppositionellen vor Anschlägen durch Agenten des Regimes muss deshalb jetzt Priorität haben.

Um es deutlich zu sagen: Es geht nicht um einen militärischen Machtkampf zwischen zwei Nationen. Es geht um die Frage, ob die Bevölkerungen in Israel und im Iran die Chance haben auf eine friedliche Zukunft, oder ob die gesamte Region in endlosen Kriegen versinkt. Diese Chance auf eine Zukunft gibt es nur, wenn das Horrorszenario einer atomar bewaffneten islamistischen Diktatur ausgeschaltet ist.

Die Autorin ist Historikerin und Iran-Expertin.

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