Debatte

Missbrauch der Sarajevo-Haggadah für Hetze gegen Israel

Rabbiner Pinchas Goldschmidt ist Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz Foto: picture alliance / SVEN SIMON

Sarajevo, einst Symbol für das friedliche Miteinander der Religionen, liefert heute ein Lehrstück, wie man ein Kulturerbe missbrauchen kann. Das Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina, Hüter der einzigartigen Sarajevo-Haggadah, will nämlich dieses jüdisches Meisterwerk für antiisraelische Hetze nutzen.

Eintrittsgelder aus der Ausstellung der Haggadah und die Einnahmen aus Buchverkäufen sollen nämlich nach dem Willen der Museumsleitung an palästinensische Organisationen in Gaza fließen. Israel wird in einer Erklärung des Museums als »Verursacher für systematischen, kalkulierten und eiskalten Terrors« gebrandmarkt und sein Vorgehen in Gaza als »Genozid« diffamiert.

Es ist ein doppelter Tabubruch: Ein Kulturgut wird zur politischen Waffe gemacht und eine religiöse Gemeinschaft gebrandmarkt. Die Aktion des Nationalmuseums dient schwerlich dem Frieden und der Verständigung in Nahost. Sie ist das genaue Gegenteil.

Und sie ist leider kein Einzelfall. Jüngst rief ein bosnischer Minister öffentlich zum Boykott einer Tagung europäischer Rabbiner in Sarajevo auf und sprach von einer »moralischen Demütigung« der Stadt. Israel nannte er ein »völkermörderisches Gebilde«. Folge: Das Tagungshotel sagte die Konferenz kurzfristig ab.

Diese wiederholten Provokationen aus Bosnien, wo nun sogar jüdische Symbole für politische Zwecke missbraucht werden, sind ein Ausdruck dafür, dass Bosnien momentan ungefähr so gut in die EU passt wie eine protestantische Kirche in den Vatikan.

Dorthin strebt Bosnien und Herzegowina. Doch der Weg kann nur über ein klares Bekenntnis gegen Antisemitismus führen – nicht nur auf dem Papier, sondern im Alltag. Und Europa darf nicht wegsehen, wenn Antisemitismus im Gewand von »Israelkritik« daherkommt wie im Fall der Haggadah.

Die Tür der EU sollte offen bleiben. Aber nur für ein Bosnien, das jüdisches Leben schützt, anstatt es zu diffamieren.

Der Autor ist Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz. Er war von 1993 bis 2022 Oberrabbiner von Moskau und ist Träger des Aachener Karlspreises 2024.

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