Leonard Kaminski

Für Freiheit, Recht und Einigkeit

Bodo Ramelow (Linke) möchte die Nationalhymne ändern. Ja, die Hymne ist historisch belastet, weshalb ihre Worte vielen jüdischen Menschen, aber auch anderen Deutschen, leicht im Halse stecken bleiben könnten. Ihr Verfasser, Hoffmann von Fallersleben, schrieb zutiefst antisemitische Gedichte. Die erste Strophe des Deutschlandliedes wird wegen ihrer Nazikonnotation und ihres Nationalismus heute zu Recht nicht mehr gesungen.

OSTDEUTSCHE Aber dies ist nicht der Hauptgrund für den Änderungswunsch des Thüringer Ministerpräsidenten. Vielmehr möchten seiner Meinung nach viele Ostdeutsche das Deutschlandlied nicht singen, weil sie sich darin nicht wiedererkennen würden. Die westdeutsche Hymne wurde ja einfach übernommen.

Unsere Freiheit gewährt
es jedem, die Hymne zu singen
oder auch nicht.

Hören wir mal rein, was singt man eigentlich? »Einigkeit« – wunderbar, gerade in einer Zeit der gesellschaftlichen Polarisierung und des Erstarkens der Extreme. »Recht« – absolut, der Rechtsstaat ist die Grundlage unseres Zusammenlebens. »Freiheit« – natürlich, individuelle Freiheit erlaubt es jedem, sich nach dem eigenen Gusto zu entfalten.

WERTE Dies sind all jene Werte, die es jedem Menschen, auch den Juden in Deutschland, ermöglichen, hier und heute insgesamt vorzüglich zu leben. Und der Wunsch nach diesem vorzüglichen Leben ist auch der Hauptgrund dafür, dass die sozialistische Diktatur unterging und Deutschland einig wurde. So haben die DDR-Bürger ihr Recht auf Freiheit selbst erkämpft. Diese Freiheit gewährt es heute jedem, die Hymne zu singen oder auch nicht. Dass die darin besungenen Werte, zumindest in ihrer heutigen Interpretation, in der gesamten Bundesrepublik etwas Positives darstellen, steht aber außer Frage.

Wenn wir aber schon bei heute geltenden Werten sind: Wir sollten in Zukunft schwesterlich mit Herz und Hand nach den wichtigen Grundwerten für das deutsche Vaterland streben. Oder brüderlich für das deutsche Mutterland. So oder so könnte sich wohl mindestens eine ganze Hälfte der Bevölkerung besser darin wiedererkennen.

Der Autor ist Politikberater und Mitglied der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025