Marian Offman

Affront in München: Als Jude ausgeladen

Marian Offman Foto: susieknoll

Die »Friedenskonferenz« ist die jährliche Alternativveranstaltung der deutschen Friedensgesellschaft zur Münchner Sicherheitskonferenz und findet im Alten Rathaussaal statt. Als Vertreter des Oberbürgermeisters sollte ich in diesem Jahr die Gäste der Konferenz begrüßen.

Doch daraus wurde nichts. Die Veranstalter wollten mich nicht als Vertreter. Organisator Thomas Rödl begründete das mit meiner Haltung zu Israel – weil ich mich »offensiv und polarisierend mit politischen Gruppen auseinandergesetzt habe, welche die Politik Israels kritisch beurteilen«.

BDS Gemeint hat er sicherlich meine ablehnende Haltung zu BDS. Andere Stadtratskollegen, die meine Haltung zu BDS teilen, wurden in den vergangenen Jahren nicht ausgeladen. Warum dann ich?

Fraktionskollegen in der SPD formulierten, was ich zunächst nicht zu denken wagte und was mir heute noch schwerfällt, so aufzuschreiben: »Sie wollen Marian Offman nicht als Begrüßungsredner, weil er Israelfreund und Jude ist.«

Nachdem man mich ausgeladen hatte, hieß es, die Unversehrtheit der an der Veranstaltung Beteiligten sei nicht mehr gewährleistet.

Oberbürgermeister Dieter Reiter wertete meine Ausladung als Affront ihm gegenüber und verlangte von Rödl die Rücknahme meiner Ausladung. Zwischenzeitlich wurde der Vorgang zu einem Medienereignis mit Berichterstattung bis nach Israel.

ABSAGE Es gab natürlich keine Rücknahme, keine Entschuldigung – wohl aber eine Absage der Konferenz. Diese begründeten die Organisatoren damit, dass die Unversehrtheit der an der Veranstaltung Beteiligten nicht mehr gewährleistet sei.

Das ist nachgerade unglaublich. Dieser Begründung liegt die Unterstellung zugrunde, dass Besucher einer Konferenz meinetwegen um Leib und Leben fürchten müssten. Das alte Lied.

Irgendwie provozieren die Juden immer wieder selbst den Antisemitismus.

Der Autor ist SPD-Stadtrat in München.

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Meinung

Jason Stanley und der eigentliche Skandal

Ohne mit allen Beteiligten gesprochen zu haben und ohne zu wissen, was wirklich passiert ist, schrieb die deutsche Presse das Ende des jüdisch-liberalen Diskurses herbei. Dabei offenbart sich, wie leichtfüßig Stereotype gefüttert werden

von Daniel Neumann  14.11.2025