Soziologie

Zum Tod von Zygmunt Bauman

Zygmunt Bauman (1925–2017) Foto: dpa

Der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman ist am Montag im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Leeds gestorben. Der Autor von mehr als 50 Büchern befasste sich während seiner langen Karriere mit Phänomenen wie Moderne, Klassengesellschaft, Totalitarismus, Holocaust, Globalisierung und Postmoderne.

Geboren 1925 in Posen, floh er zu Beginn des Zweiten Weltkriegs mit seinen jüdischen Eltern in die Sowjetunion. Als Soldat der Roten Armee kämpfte er gegen Nazideutschland. Nach dem Krieg kehrte er nach Polen zurück, studierte und promovierte in Warschau, wo er seit 1954 Soziologie lehrte. Infolge der antisemitischen Hetze 1968 emigrierte Bauman zunächst nach Israel, wo er an den Universitäten Tel Aviv und Haifa Vorlesungen hielt. 1971 wurde er auf den Lehrstuhl für Soziologie im britischen Leeds berufen.

Totalitarismus In den 80er-Jahren wurde Bauman durch seine Studien zum Zusammenhang zwischen Moderne und Totalitarismus bekannt. In seinem 1989 erschienenen Werk Dialektik der Ordnung. Die Moderne und der Holocaust beschrieb er die Schoa als genuinen Bestandteil der europäischen Moderne und Aufklärung, und nicht etwa als deren Zusammenbruch. Kritiker warfen ihm vor, in seiner Erklärung des Holocaust gänzlich ohne die Rolle des Antisemitismus auszukommen.

Seit Ende der 90er-Jahre wurde Bauman zu einer Ikone der Antiglobalisierungsbewegung und erwies sich als rabiater Israelkritiker. In einem Interview mit der polnischen Wochenzeitung »Polityka« verglich er 2011 die israelische Schutzmauer zum Westjordanland mit der Mauer um das Warschauer Ghetto und warf Israel vor, die Schoa zu instrumentalisieren, um Grausamkeiten an den Palästinensern zu begehen.

Eklat 2013 kam es zu einem Eklat, als Bauman während einer Diskussionsveranstaltung in Warschau von rechten Demonstranten niedergebrüllt wurde. Einige Jahre zuvor war bekannt geworden, dass Bauman Ende der 40er-Jahre für den stalinistischen Geheimdienst in Polen gearbeitet hatte. Nach dem Vorfall sollte er sein Geburtsland nie wieder besuchen.

In den letzten Jahren seines Lebens befasste sich Bauman mit Themen wie Konsumgesellschaft, Massenüberwachung, den schädlichen Auswirkungen sozialer Medien und mit der Flüchtlingskrise. Zygmunt Bauman hinterlässt drei Töchter aus seiner Ehe mit der Autorin Janina Bauman.

Justiz

Gericht: Melanie Müller zeigte mehrmals den Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was im Berufungsverfahren zur Debatte steht

von André Jahnke  14.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025