Berlin

»Zeugnisse des Hasses und der Verfolgung«

Das Deutsche Historische Museum (DHM) in Berlin-Mitte Foto: imago images/Jürgen Ritter

Das Deutsche Historische Museum (DHM) hat die »Sammlung Wolfgang Haney« mit Zigtausenden Zeugnissen des Antisemitismus erworben. Holocaust-Zeitzeuge Haney (1924-2017) hatte in 30-jähriger Arbeit 15.000 Objekte zur Geschichte des Antisemitismus, zur Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden und gegenwärtigen Formen von Rechtsextremismus zusammengetragen, wie das DHM am Montag in Berlin mitteilte.

Unter diesen »massenhaft verbreiteten Zeugnisse des Hasses und der Verfolgung« befinden sich etwa Postkarten, Plakate, Flugschriften, Nippes, Münzen, Lebensmittelkarten, Fotografien und Filme, aber etwa auch Reste von Torarollen, die bei Plünderungen in Osteuropa von deutschen Soldaten als Packpapier missbraucht wurden. Angeschlossene Forschungsprojekte sollen deshalb etwa auch Fragen der Provenienz klären.

konvolut Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) betonte, die Sammlung Haney enthalte »historisch einzigartige Zeugnisse, die auf beklemmende Weise nationalsozialistische Menschheitsverbrechen und die schrittweise Eskalation des rassistischen Terrorsystems nachzeichnen«. Sie sei somit »ein wertvolles Konvolut zur Erforschung des Antisemitismus, der uns auch aktuell wieder herausfordert«.

Der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Raphael Gross, erklärte, es sei dem DHM im Zuge der Neukonzeption der Ständigen Ausstellung »ein wichtiges Anliegen, sich in einem bedeutsameren Rahmen als bisher mit der Geschichte und Gegenwart von Antisemitismus auseinanderzusetzen«. Hierfür lege die Sammlung Wolfgang Haneys einen Grundstein.

Der 1924 in Berlin als Sohn einer Jüdin und eines katholischen Vaters geborene Haney baute seine Sammlung demnach bewusst in Erinnerung an die NS-Verfolgung seiner Familie auf. Seine Mutter arbeitete in der Blindenwerkstatt Otto Weidt und überlebte ab 1943 in einem Versteck im Wald. Sein Vater musste bei der Organisation Todt Zwangsarbeit leisten, weil er sich nicht scheiden lassen wollte. Haney selbst half Jüdinnen und Juden dabei, sich zu verstecken. kna

Zahl der Woche

3.123.000 Menschen

Fun Facts und Wissenswertes

 28.10.2025

Imanuels Interpreten (14)

Neil Diamond: Der Romantiker

Das mit einer ansprechenden Stimme ausgestattete jüdische Talent wurde zum Publikumsliebling – genau wie seine ebenso prominente Klassenkameradin

von Imanuel Marcus  28.10.2025

Premiere

»Übergriffe gegen uns sind mittlerweile Alltag«

Anfeindungen, Behinderungen, Drohungen und Übergriffe: Ein neuer Film dokumentiert die Pressefeindlichkeit bei vielen Pro-Palästina-Demonstrationen in Berlin. Die Journalisten-Union warnt vor den Folgen für die Pressefreiheit hierzulande

von Markus Geiler  28.10.2025

Rotterdam

Unbehagen im Love Lab

Die jüdische Soziologin Eva Illouz ist an der Rotterdamer Erasmus-Universität nicht willkommen. Sie spricht von einer »antisemitischen Entscheidung«, die immerhin demokratisch zustande gekommen sei

von Michael Thaidigsmann  28.10.2025

Berlin

Mascha Kaléko und die Reise ihres Lebens: »Wenn ich eine Wolke wäre«

Elf Jahre nach Kriegsende entdeckte Deutschland seine verlorene Dichterin wieder. Volker Weidermann gelingt ein berührendes Porträt der Lyrikerin

von Sibylle Peine  28.10.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Fernsehen

Selbstermächtigung oder Männerfantasie?  

Eine neue Arte-Doku stellt den Skandalroman »Belle de jour« des jüdischen Schriftstellers Joseph Kessel auf den Prüfstand  

von Manfred Riepe  27.10.2025

Stuttgart

»Mitten dabei!«: Jüdische Kulturwochen beginnen

Konzerte, Diskussionen, Lesungen und Begegnungen stehen auf dem vielfältigen Programm

 27.10.2025

Biografie

Vom Suchen und Ankommen

Die Journalistin hat ein Buch über Traumata, Resilienz und jüdische Identität geschrieben. Ein Auszug aus ihrer ungewöhnlichen Entdeckungsreise

von Sarah Cohen-Fantl  26.10.2025