Tagung

»Wir gehören zusammen!«

Drei Tage lang widmet sich die Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden dem Thema Integration. Foto: Gregor Zielke

Man kann es kaum glauben, dass es bereits 25 Jahre her ist, als die ersten Juden in der kollabierenden Sowjetunion ihre Koffer packten und nach Deutschland kamen.» Mit diesen Worten leitete am Mittwoch Doron Kiesel, Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung im Zentralrat der Juden, eine dreitägige Tagung in Berlin ein, die sich mit den Folgen und Perspektiven der russischsprachig-jüdischen Zuwanderung beschäftigt.

«Eines kann mit Sicherheit gesagt werden: Sie bedeutete eine tiefgreifende Zäsur für das jüdische Leben in Deutschland und veränderte es grundlegend», so der in Erfurt lehrende Professor für Interkulturelle Erziehung. Wie bereits der Titel der Tagung «Wer integriert hier wen?» zum Ausdruck bringt, stellte die Einbeziehung so vieler Menschen in die hiesigen Gemeindestrukturen in relativ kurzer Zeit alle Beteiligten vor große Herausforderungen, die sie nachhaltig prägen sollten.

chancen Denn reibungslos ging das Ganze natürlich nicht über die Bühne. Wie die Konflikte genau aussahen und welche Chancen sich daraus ergaben, diesen Fragen wollen Experten, Vertreter aus rund 50 Gemeinden und zahlreiche interessierte Gäste auf der Veranstaltung nun näher auf den Grund gehen.

«Der Beginn der Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion setzte zeitgleich mit dem Prozess der deutschen Einheit ein, die sich dieses Jahr ebenfalls zum 25. Male jährt», bringt es Hans-Joachim Aris, Vertreter des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Sachsens auf den Punkt. «Beides war für uns Juden auf jeden Fall eine Erfolgsgeschichte und eine gewaltige Integrationsleistung.»

wende Aris weiß, wovon er spricht. «Zählten die sieben Gemeinden in der DDR – ohne Ost-Berlin – vor der Wende gerade einmal 187 Mitglieder, so sind es heute knapp 8000.» Und das, obwohl in Ostdeutschland so gut wie keine jüdische Infrastruktur vorhanden war. «Für uns ergab sich aus der Zuwanderung russischer Juden nicht nur eine riesige Chance für den Fortbestand, sondern auch die Möglichkeit, den Gedanken der jüdischen Schicksalsgemeinschaft mit neuem Leben zu füllen.»

Über die positive Resonanz auf das Tagungsthema freute sich vor allem Sabena Donath, Leiterin der Bildungsabteilung. «Dabei ist es egal, ob wir von Russen, Juden, Alteingesessenen oder Zuwanderern sprechen.» Für die Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin sind diese Begriffe falsch und richtig zugleich, aber für drei Tage werden sie wohl die Diskussionen prägen – «auf diesem Klassentreffen der russisch-jüdischen Integration».

Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Die Fortsetzung der Netflix-Hit-Serie »Nobody Wants This« ist angelaufen. Allerdings sorgen diesmal vor allem die Nebenrollen für randvolle Herzen. Vorsicht Spoiler.

von Sophie Albers Ben Chamo  06.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025

TV-Tipp

»Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen«

Das Dokudrama rekonstruiert die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse vor 80 Jahren

von Jan Lehr  04.11.2025

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025