Lesen!

Wiener Schubitzel

Ab Seite 102 wird’s spannend. Foto: lettre

Lesen!

Wiener Schubitzel

Georg Stefan Troller erinnert sich in »Lettre International« an das Jiddisch seiner Kindheit

von Katrin Diehl  23.09.2013 14:35 Uhr

Die Zeit drängt. Denn wie lange hat man noch die Möglichkeit, in Magazinen zu blättern, die statt der stupiden Fortzählung ihrer Ausgaben die verführerische wie großzügig schlichte Ankündigung »Sommer 2013« auf dem Titel tragen? Inzwischen ist Herbst, deshalb heißt es schnell zu handeln, sich die aktuelle Ausgabe der europäischen Kulturzeitung »Lettre International« zuzulegen und unter den letzten Sonnenstrahlen – wo vorhanden – zu lesen.

Doch nicht von vorne, sondern ab Seite 102, wo Georg Stefan Troller zur Themenvorgabe »Heimat Sprache« von Wien erzählt, wo er 1921 geboren wurde, dem »erloschenen Planeten« seiner Kindheit, dem jüdischen Wien also, und der jiddischen Sprache, die sich dort mit dem Wienerischen vermengte. Die Mutter schimpfte den Buben mal einen Untam, einen Schubitzel, einen Parch, einen Nebochant, einen Schlemil ...

suchanzeige Troller erklärt das Wort für Wort und spart dazwischen nicht mit jüdischen Witzen. Beim Lesen ertappt man sich bei der traurigen Verwunderung, dass heute noch Menschen leben, die sich an diese Welt leibhaftig erinnern können. Dabei ist Troller nicht altersmilde, eher ein scharfsichtiger Humanist, der sehr mitfühlend sagt und zeigt, wie der Mensch eben ist, nämlich unter Umständen lebensgefährlich dumm.

Also unbedingt lesen, auch weil man Georg Stefan Troller gerne helfen möchte bei der Suche nach den gerahmten »Dürerhänden«, die er im Kinderzimmer hängen hatte und hinter die er ein Stück Fahnenstoff aus jugendbewegter Zeit klemmte. Bei der Flucht vor den Nazis nach dem »Anschluss« 1938 blieb das Bild an der Wand zurück. Wir möchten das als eine Suchanzeige verstanden wissen, der man auf den unzähligen Wiener Flohmärkten bitte nachgehen sollte.

Lettre International, Berlin, Sommer 2013, 13,90 €

Nach Absage in Belgien

Dirigent Shani in Berlin gefeiert

Nach der Ausladung von einem Festival werden die Münchner Philharmoniker und ihr künftiger Chefdirigent Lahav Shani in Berlin gefeiert. Bundespräsident Steinmeier hat für den Fall klare Worte

von Julia Kilian  15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Bremen

Seyla Benhabib erhält den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken

Die Jury würdigte Benhabib als »herausragende politische und philosophische Intellektuelle«

 15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Literatur

Ein Funke Hoffnung

Rafael Seligmann hält Deutschland derzeit nicht für den richtigen Ort einer Renaissance jüdischen Lebens. Trotzdem gibt er die Vision nicht auf. Ein Auszug aus dem neuen Buch unseres Autors

von Rafael Seligmann  15.09.2025

Los Angeles

»The Studio« räumt bei den Emmys 13-fach ab

Überraschende Sieger und politische Statements: Ausgerechnet eine jüdische Darstellerin ruft eine israelfeindliche Parole

von Christian Fahrenbach  15.09.2025

Freiburg im Breisgau

»Keine Schonzeit für Juden«: Neues Buch von Rafael Seligmann

Antisemitismus, der 7. Oktober 2023, ein Umzug von Tel Aviv nach München in den 1950er Jahren und ein bewegtes Leben: Der Historiker streift und vertieft in seinem aktuellen Werk viele Themen

von Leticia Witte  15.09.2025

Kino

Für Hermann Göring lernte Russell Crowe Deutsch

Crowe spielt den Nazi-Verbrecher in »Nuremberg«, einem packenden Thriller über die Nürnberger Prozesse

von Manuela Imre  14.09.2025 Aktualisiert