Kino

Weltweit ein Kultfilm - doch hierzulande fast unbekannt

Filmplakat zu »The Sound of Music« Foto: picture alliance / World History Archive

Nicht zuletzt mit dem Trailer zur zweiten Staffel der erfolgreichen Netflix-Serie »Wednesday«, in dem der Filmhit »My Favorite Things« verfremdet Verwendung findet, rückt ein Kinojubiläum ins Licht: Vor 60 Jahren kam »The Sound of Music« mit Julie Andrews in der Hauptrolle heraus.

Wenn Salzburg jetzt im Sommer wieder wegen der Festspiele in den Fokus rückt, gibt es noch mehr Anlass, auf diesen in Österreich spielenden Hollywood-Film zu blicken (zu sehen etwa bei Disney+). Auf Deutsch trägt das fast dreistündige Emigranten-Epos »The Sound of Music« den sperrigen Titel »Meine Lieder, meine Träume«. 

Einer der erfolgreichsten Hollywood-Musikfilme überhaupt

In Deutschland (in der Bundesrepublik) kam das rührende Werk von Regisseur Robert Wise (»West Side Story«, »Bis das Blut gefriert«) an Weihnachten 1965 ins Kino. Bis heute ist »The Sound of Music« einer der erfolgreichsten Filme überhaupt. Ein Kultfilm. Ausgerechnet hierzulande ist der Musikfilm aber vergleichsweise unbekannt. 

In Nordamerika, aber auch Japan und Lateinamerika prägte der Familienfilm das Bild von Österreich und Deutschland mehr als vieles andere, von dem man das in den beiden mitteleuropäischen Ländern annimmt. Er basiert auf den Memoiren der Österreicherin Maria Augusta Trapp (1905-1987) - wie schon die deutschen Trapp-Familien-Heimatfilme aus den 50ern.

Wer etwa in den USA »The hills are alive« ruft (Die Berge sind lebendig), bekommt in vielen Runden »...with the Sound of Music!« (mit dem Klang der Musik) zurückgeschmettert. 

Und viele haben gleich Julie Andrews vor Augen, wie sie über Bergwiesen wirbelt und die Welt umarmen möchte. Gedreht wurde diese berühmte Szene übrigens nicht in Österreich, sondern in Bayern - in Marktschellenberg im Berchtesgadener Land.

Darum geht es in dem Film

Salzburg am Vorabend des sogenannten Anschlusses 1938, also der Eingliederung Österreichs in das nationalsozialistische Deutschland: Die Novizin Maria (Julie Andrews) wird Gouvernante der sieben Kinder eines verwitweten Marineoffiziers, während sie weiter überlegt, Nonne zu werden. Sie bringt den Kindern Natur und Gesang nahe, unterwandert die Strenge des Vaters.

Die Kinder zwischen 16 und 5 Jahren lieben sie, am Ende auch deren Vater. Kapitän von Trapp (Christopher Plummer) wird angewiesen, einen Offiziersposten bei der deutschen Marine anzunehmen, widersetzt sich jedoch den Nazis. Er und Maria beschließen, mit den Kindern aus Österreich zu fliehen.

Darauf beruht der Film

Der Spielfilm beruht auf dem 1959 am Broadway uraufgeführten Musical »The Sound of Music« von Richard Rodgers (Songs) und Oscar Hammerstein (Texte), das 1960 bei den Tony Awards fünf Preise abräumte. 

Das Stück war das letzte Musical von Rodgers und Hammerstein (die auch »Carousel« mit dem Welthit »You’ll Never Walk Alone« schufen). Hammerstein starb neun Monate nach der Premiere an Magenkrebs.

Das Musical basiert auf den Memoiren von Maria Augusta Trapp aus dem Jahr 1949 (»The Story of the Trapp Family Singers«/ auf Deutsch: »Die Trapp-Familie - vom Kloster zum Welterfolg«). Die in Wien als Maria Augusta Kutschera geborene Sängerin und Schriftstellerin starb mit 82 in Morrisville (Vermont). Die Trapp-Familie war einst in die USA geflohen und dort berühmt geworden.

Die echte Familie Trapp haderte jedoch mit sich als Musical-Film-Stoff. Der jüngste Sohn Johannes sagte mal der BBC: »Es war die Hollywood-Version einer Broadway-Version einer deutschen Film-Version eines Buches, das meine Mutter mal geschrieben hat.«

Eine Menge Ohrwürmer im Musical

Viele Lieder des Musicals sind zu Evergreens geworden, darunter »Do-Re-Mi«, »Climb Ev’ry Mountain«, das als Heimat- und eine Art Widerstandslied genutzte »Edelweiss« sowie natürlich der Titelsong »The Sound of Music«. 

Das wohl eingängigste Lied ist der langsame Walzer »My Favorite Things«, in denen Maria den Kindern bei einem Gewitter »Lieblingsdinge« vorsingt, an die es sich immer zu denken lohne: Regentropfen auf Rosen, cremefarbene Ponys, knuspriger Apfelstrudel oder auch Schneeflocken, die auf Augenlidern kleben, und Schnitzel with Noodles (Schnitzel mit Nudeln - wer isst das eigentlich?).

Bei den Oscars 1966 holte »The Sound of Music« bei zehn Nominierungen fünf Preise (Bester Film, Regie, Schnitt, adaptierte Filmmusik und Ton) - und im Vergleich zum wichtigsten Konkurrenten »Doktor Schiwago« die wichtigeren. Julie Andrews unterlag jedoch in der Kategorie »Beste Hauptdarstellerin« der ebenfalls britischen Schauspielerin Julie Christie (»Darling«). Andrews hatte aber schon 1965 für ihre »Mary Poppins«-Titelrolle einen Oscar gewonnen.

Der Film ist für den Salzburg-Tourismus bedeutend

Auf der Website »salzburg.info« werden Besucherinnen und Besucher mit den großen Highlights der Stadt Salzburg konfrontiert - und das sind: die »Salzburger Festspiele«, das »Unesco-Weltkulturerbe«, »Wolfgang A. Mozart«, »Advent & Stille Nacht« - und eben »The Sound of Music«. 

Man kann auch die Broschüre »Following in the footsteps of The Sound of Music« bei der TSG (Tourismus Salzburg GmbH) bestellen und Film-Locations ablaufen. In Salzburg gibt es zudem organisierte Rundfahrten für Fans und 2026 soll sogar ein eigenes Museum am Schloss Hellbrunn eröffnen.

Eine urbane Legende in Salzburg besagt, dass der 60 Jahre alte Hollywood-Film mehr Menschen in die Stadt locke als der vor 269 Jahren geborene Wolfgang Amadeus Mozart, der berühmteste Sohn der Stadt. Das stimmt aber wohl nicht so ganz. 

»Die Leidenschaft für »The Sound of Music« gibt es besonders bei Gästen aus dem englischsprachigen Raum«, heißt es von der Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung. »Bei Gästen aus Deutschland ist der Film nur sehr wenig bekannt – hier steht vor allem die klassische Musik, die Kultur und der Weihnachtsmarkt im Vordergrund.«

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Esther Abrami

Die Klassik-Influencerin

Das jüngste Album der Französin ist eine Hommage an 14 Komponistinnen – von Hildegard von Bingen bis Miley Cyrus

von Christine Schmitt  16.10.2025

Berlin

Jüdisches Museum zeichnet Amy Gutmann und Daniel Zajfman aus

Die Institution ehrt die frühere US-Botschafterin und den Physiker für Verdienste um Verständigung und Toleranz

 16.10.2025

Nachruf

Vom Hilfsarbeiter zum Bestseller-Autor

Der Tscheche Ivan Klima machte spät Karriere – und half während der sowjetischen Besatzung anderen oppositionellen Schriftstellern

von Kilian Kirchgeßner  16.10.2025

Kulturkolumne

Hoffnung ist das Ding mit Federn

Niemand weiß, was nach dem Ende des Krieges passieren wird. Aber wer hätte zu hoffen gewagt, dass in diesen Zeiten noch ein Tag mit einem Lächeln beginnen kann?

von Sophie Albers Ben Chamo  16.10.2025

Literatur

»Der Krieg liegt hinter uns, und es sieht aus, als ob es dabei bleibt«

Assaf Gavron über die Entwicklungen im Nahen Osten und seinen Besuch als israelischer Schriftsteller bei der Frankfurter Buchmesse

von Ayala Goldmann  16.10.2025

Ariel Magnus

Fabulieren mit Berliner Biss

Der Argentinier und Enkel von deutschen Juden legt einen urkomischen Roman über das Tempelhofer Feld vor

von Alexander Kluy  16.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 17. Oktober bis zum 23. Oktober

 16.10.2025

Marko Dinić

Das große Verschwinden

Der serbisch-österreichische Autor füllt eine Leerstelle in der Schoa-Literatur

von Katrin Diehl  13.10.2025