Georg Stefan Troller

»Was ist nur los mit diesem Land?«

Georg Stefan Troller Foto: Chris Hartung

Georg Stefan Troller

»Was ist nur los mit diesem Land?«

Der Dokumentarfilmer und Schriftsteller fühlt sich angesichts des Rechtsrucks in die 30er-Jahre zurückversetzt

 04.05.2022 17:48 Uhr

Georg Stefan Troller (100), Dokumentarfilmer und Schriftsteller, fühlt sich angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen in die Vergangenheit zurückversetzt. »Im Moment kommt es mir so vor, als würden die Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts wiederkehren«, sagte der legendäre Interviewer in einem Gespräch mit der »Zeit«-Beilage »Christ & Welt« (Donnerstag).

»Bei dem Rechtsruck, der hier in meiner Wahlheimat Frankreich in den letzten Jahren selbst in der bürgerlichen Mitte unter Macron stattfand, frage ich mich: Was ist nur los mit diesem Land, das einmal eine sozialistische Mehrheit besaß mit starken linken Gewerkschaften?«, so Troller.

wahnvorstellungen »Jetzt reden die neuen identitären Bewegungen von ‚Umvolkung‘ und solchen Dingen. Ich kenne diese alten Wahnvorstellungen nur zu gut von früher«, betonte der 1921 in Wien geborene Filmemacher, der den Nationalsozialisten mehrere Male nur knapp entkam und nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise in den USA lebte, bevor er sich in Paris niederließ. »Politik wird emotionalisiert, der Hass wieder salonfähig«, beklagte Troller.

Seit Mitte der 60er-Jahre prägte Troller mit seinen Reportagen und Büchern aus Paris das Frankreichbild der Deutschen. Seine Interviews wurden stilbildend für nachfolgende Reportergenerationen. Dass er dabei keineswegs nur Prominente bevorzugte, erklärte Troller im Gespräch folgendermaßen: »Jeder Protagonist hatte sein eigenes Schicksal. Ich wollte zeigen, dass bei den sogenannten kleinen Leuten ebenso wertvolle Dinge zu finden sind wie bei den Künstlern und Intellektuellen.«

Die Frage, ob ihm im Laufe seines Daseins jemals der Sinn des Lebens begegnet sei, beantwortete der Dokumentarfilmer mit den Worten: »Mit 16 Jahren habe ich ein Gedicht geschrieben, darin stand: Der Sinn des Lebens: zu leben. Ich glaube, das war nicht so dumm.« kna

Israel

Ausstellung zu Bachs Klaviermusik in Jerusalem

Das Bachhaus Eisenach zeigt in Israel Dokumente zur frühen Verbreitung von Johann Sebastian Bachs Musik in Europa. Die Ausstellung begleitet das »12. Piano Festival« im Jerusalem Theatre

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Fotografie

Über die Würde des Unangepassten

Der Berliner Gropius Bau widmet Diane Arbus eine umfangreiche Retrospektive

von Bettina Piper  11.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 11.12.2025

Reykjavik

Auch Island boykottiert jetzt den ESC

Der isländische Rundfunksenders RÚV hat beschlossen, sich Spanien, Irland, Slowenien und der Niederlande anzuschließen

 11.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  10.12.2025

Kalender

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 11. Dezember bis zum 17. Dezember

 10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Neuerscheinung

Albert Speer als Meister der Inszenierung

Wer war Albert Speer wirklich? Der französische Autor Jean-Noël Orengo entlarvt den gefeierten Architekten als Meister der Täuschung – und blickt hinter das Image vom »guten Nazi«

von Sibylle Peine  10.12.2025