Tennessee

Verbot von Art Spiegelmans »Maus« an Schulen

Art Spiegelmans Comics-Meisterwerk »Maus« Foto: Art Spiegelman

Ein Schulbezirk im US-Staat Tennessee hat einen preisgekrönten Comic über den Holocaust vom Lehrplan gestrichen. Art Spiegelmans »Maus«. Die Geschichte eines Überlebenden« benutze eine unangemessene Sprache und außerdem sei darin eine nackte Frau zu sehen, begründete die Schulbehörde des Landkreises McMinn County ihre Entscheidung vom 10. Januar. Bekannt wurde dies am Holocaust-Gedenktag, wie die jüdische Präsidentin der Gewerkschaft American Federation of Teachers, Randi Weingarten, anmerkte.

Spiegelman schildert in dem Comic die Geschichte seiner jüdischen Eltern im Polen der 1940er Jahre. Unter anderem stellt er sich selbst als Interviewer seines Vaters dar, den er nach dessen Erfahrungen als Holocaust-Überlebenden befragt. In dem Comic erscheinen Juden als Mäuse und Nazis als Katzen. Für diese Arbeit wurde Spiegelman 1992 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Bislang wurde sie in McMinn County im Zeichenunterricht der 8. Klasse verwendet.

Die Schulbehörde versicherte, sie sei nicht gegen das Unterrichtsthema Holocaust, doch die Sprache in »Maus« sei nichts für Achtklässler. Dem Sitzungsprotokoll zufolge empörte sich Schulratsmitglied Tony Allman, »Maus« zeige, wie Menschen aufgehängt und Kinder getötet werden. »Warum fördert das Bildungssystem dieses Zeug? - Es ist nicht klug oder gesund«, fragte er. Schulratsdirektor Lee Parkison schlug vor, acht Flüche und das Bild einer als Maus dargestellten nackten Frau heraus zu redigieren. Da die Schulbehörde fürchtete, nach dem Streichen von Worten oder Bildern wegen Urheberrechtsverletzung verklagt zu werden, entschied sie sich, das Buch überhaupt nicht mehr zu verwenden.

Spiegelman sagte dem Sender CNBC, die Entscheidung erinnere ihn an einen Roman von George Orwell. Ihm sei die Kinnlade heruntergefallen und er habe sich völlig verdutzt gefragt: »Was?«

Gewerkschafterin Weingarten sagte, natürlich sei es unangenehm, über den Völkermord an den Juden zu sprechen. »Aber es ist unsere Geschichte und Schulunterricht darüber hilft uns, dass sich dieser Schrecken nicht wiederholt.« ap

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Sehen!

»Der Meister und Margarita«

In Russland war sie ein großer Erfolg – jetzt läuft Michael Lockshins Literaturverfllmung auch in Deutschland an

von Barbara Schweizerhof  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025