Solidarität mit Israel

Der Kulturbetrieb findet seine Stimme wieder – leider

Foto: Robert Schittko

Es war unüberhörbar. Der Kunstbetrieb hüllte sich nach den Hamas-Massakern an israelischen Zivilisten zunächst in Schweigen. Solidaritätsbekundungen mit israelischen Kollegen, Museumskuratoren, Galeristen, Künstlern? Verurteilungen des barbarischen Vernichtungsfurors der Hamas-Terroristen? Israelische Flaggen an Museen? Fehlanzeige. Wer sich nach dem 7. Oktober die Social-Media-Accounts der wesentlichen Ausstellungshäuser ansah, suchte bis auf ganz wenige Ausnahmen vergebens nach Zeichen der Anteilnahme.

Und auch »Monopol«, das Leitmedium des avancierten Kunstbetriebs, schaffte es gerade einmal, ein Interview, eine kurze Agenturmeldung und ein paar Presseschau-Schnipsel mit thematischem Bezug zur Hamas-Barbarei zu veröffentlichen. Ein Kommentar der sonst so meinungsfreudigen – und in Sachen Verteidigung der »Documenta fifteen« auch lautstark engagierten Redaktion – zu den Massakern und dem Schweigen der Kunstwelt? Fehlanzeige auch hier.

Mittlerweile aber hat der Kunstbetrieb seine Stimme wiedergefunden: Seit Tagen sorgt ein auf der Website des Kunstmagazins »Artforum« publizierter, von über 1000 internationalen Künstlern unterzeichneter »offener Brief« für Aufsehen. Sie bekunden ihre »Solidarität mit dem palästinensischen Volk«, unterstützen dessen »Befreiung«, sprechen tatsachenwidrig vom »besetzten« Gazastreifen und werfen Israel eine genozidale Politik vor. Vor allem aber schaffen es die Autoren, die Hamas mit keinem einzigen Wort zu erwähnen!

Dieses radikal einseitige, vor Falschbehauptungen nicht zurückschreckende Pamphlet haben nicht nur notorische Israelhasser wie Lawrence Abu Hamdan, Eyal Weizman und Judith Butler unterschrieben. Auch weltbekannte Künstlerinnen und Künstler wie Nan Goldin, Peter Doig, Barbara Kruger, Nicole Eisenman und Katharina Grosse finden sich auf der erschreckend langen Namensliste.

Schleichende Institutionalisierung des Israelhasses

Verwunderlich ist dieser »Brief« indes nicht: Allzu konsequent hofierten einflussreiche Kuratoren und Kritiker, auf der postkolonialen Ideologiewelle reitend, jahrelang antizionistische und israelfeindliche Künstler und verbreiteten bereitwillig deren Narrative. Die »Documenta fifteen« mit ihrer vulgärantisemitischen Agitprop war dabei nur die Spitze des Eisbergs. Viel folgenreicher ist die schleichende Institutionalisierung des Israelhasses im Kunstbetrieb, die etwa in der von der Kulturstiftung des Bundes geförderten und von Kader Attia kuratierten »Berlin Biennale« 2022 ihren von der Öffentlichkeit fast vollständig ignorierten Ausdruck fand.

Wie weit der antiisraelische Konformitätsdruck reicht, demonstrierte die ebenfalls im »Artforum« veröffentlichte Antwort auf den »offenen Brief«. Die Autoren kritisieren die Einseitigkeit des »Briefs«, die Ausblendung der fortlaufenden Geiselnahmen und der Hamas-Massaker am 7. Oktober – dem blutigsten Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Holocaust. Diese Antwort trägt drei Unterschriften.

Malerei

Zwischen den Welten

Südafrikanerin, Deutsche, Jüdin: Das Berliner Brücke-Museum würdigt die vergessene Expressionistin Irma Stern mit einer großen Ausstellung

von Bettina Piper  23.10.2025

Shkoyach!

Der Belarusse ist einer, der Birkensaft liebt

Wenn man sich schon auf eine komplizierte Sprache, andere Umgangsformen und ein gewöhnungsbedürftiges Klima einlässt, dann soll einem wenigstens das heimische Essen Halt geben: Unser Autor kostet noch einmal das Lieblingsgetränk seiner Kindheit

von Eugen El  23.10.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 23. Oktober bis zum 31. Oktober

 23.10.2025

Netflix-Serie

»Nobody Wants This«: Zweite Staffel ab heute verfügbar

Keine Produktion seit »Srugim« habe Rabbiner und Synagogen so unterhaltsam dargestellt, heißt es in israelischen Medien. Ab heute geht es in die nächste Runde

 23.10.2025

Zahl der Woche

384 Betten

Fun Facts und Wissenswertes

 21.10.2025

Rezension

Constantin Schreiber zwischen Hass und Hoffnung

Auch in der fünften Folge seiner Late-Night-Show geht es Constantin Schreiber darum, dass die Menschen miteinander reden. Nur zu Israel will sich niemand so richtig äußern

von Sophie Albers Ben Chamo  21.10.2025

Rock-Legende

Grenzgänger zwischen Jazz und Rock: Manfred Mann wird 85

Der jüdische Musiker tritt seit 63 Jahren mit seinen Bands auf. Schon in den nächsten Tagen sind Konzerte in Deutschland vorgesehen

von Imanuel Marcus  20.10.2025

Los Angeles

Gene Simmons beklagt mangelndes Verständnis für Israel

Es gebe auch viele jüdische »Idioten«, die nicht verstünden, was im Nahen Osten passiere, sagt der Kiss-Rocker

 20.10.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  19.10.2025