Netflix

Unerwartete Serienstars

Dreharbeiten zur dritten Staffel von »Shtisel« Foto: Netflix

Eine Serie über die ultraorthodoxe Familie Shtisel aus dem Jerusalemer Vorort Geula zählt zu den heimlichen Hits auf dem Streaming-Portal Netflix. Viele Menschen auf der ganzen Welt erhielten zum ersten Mal einen Einblick in eine eigentlich geschlossene Gemeinschaft.

Die Serie Shtisel, zwei Staffeln mit zusammen 24 Episoden, wurde erstmals 2013 in Israel ausgestrahlt und war ein sofortiger Erfolg. Das, was die von Ori Elon und Yehonatan Indursky entwickelte Serie als innovativ auswies, war, dass sie auf die üblichen Vorurteile verzichtete und sich auf das Leben in der Gemeinschaft konzentrierte.

jeschiwa Im Mittelpunkt steht die Familie Shtisel, dessen Oberhaupt Rabbi Shulem Shtisel seine Lieben mit harter Hand führt. Sein jüngster Sohn Akiva macht ihm Probleme, denn der Heiratsvermittler hat immer noch nicht die geeignete Frau gefunden und, statt dass er dem Beispiel dem Vater folgt und Lehrer in einer Jeschiwa wird, will er seine eigenen Begabungen verfolgen.

Akiva Shtisel ist ein sehr begabter Künstler, der seine Fähigkeiten in einer Gemeinschaft verwirklichen möchte, die diese nicht zu schätzen weiß. Als er sich – wieder einmal – verlobt, macht es ihm sein potenzieller Schwiegervater zur Auflage, nie wieder ernsthaft zu malen oder zu zeichnen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Freiraum für Individualität ist klein, man muss die Freiheiten suchen und alles immer wieder neu justieren. Für Akiva kommt es nicht infrage, die Gemeinschaft zu verlassen. Sein Schwager Lippe Weiss hat es probiert, aus Frustration über die eng gesetzten Grenzen, doch er kommt bald wieder, weil er seine Familie vermisst.

charedim Handys gehören auch bei den Charedim dazu, Fernsehen wird hingegen ungern gesehen. Als Shulems Mutter im Altenheim völlig unerwartet zum Fan von einer US-amerikanischen Soap Opera wird, löst das in ihrer Familie großes Unbehagen aus. Das Internet, besonders in Verbindung mit einem Smartphone, stellt eine Herausforderung für ultraorthodoxe Werte dar und ist eher heimlich präsent.

Dennoch hat die Serie Shtisel gerade auch über das Internet viele Fans bei den Ultraorthodoxen in Israel gefunden. Zum Teil schneller als man denken würde, denn als Zvi Arye Shtisel in einer Folge als Sänger mit einer Band probte, wurde schon kurze Zeit später das Lied auf ultraorthodoxen Hochzeiten gespielt, ebenso wie auch die Titelmusik von »Shtisel«.

Was macht den Erfolg dieser Serie aus, in der Jiddisch und Hebräisch gesprochen wird, Männer schwarz-weiß und Frauen züchtig bekleidet sind sowie Perücke tragen?

Was macht den Erfolg dieser Serie aus, in der Jiddisch und Hebräisch gesprochen wird, Männer schwarz-weiß und Frauen züchtig bekleidet sind sowie Perücke tragen? Es geht darum, wie in der Gemeinschaft die großen Themen des Lebens bewältigt werden: der Verlust eines Ehepartners, die Suche nach der Liebe, das Leben in einer arrangierten Ehe, das Verhältnis von Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern.

lockdown Für die Fans gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst: Ab dem 15. Dezember kann man die ersten beiden Staffeln von Shtisel nicht mehr auf dem Streaming-Portal abrufen, denn Netflix verliert offenbar die Rechte daran. Jetzt die gute Nachricht: Trotz des zweimaligen Lockdowns in Israel konnte die dritte Staffel fertiggestellt werden. Sie umfasst neun Episoden und setzt vier Jahre nach dem Ende der zweiten Staffel ein. In Israel wird sie auf Yes TV im Dezember zu sehen sein.

Die Weltpremiere findet am 17. Dezember im Temple Emanu-El Streicker Center in New York statt. In einer virtuellen Premiere wird in Anwesenheit der Hauptdarsteller die erste Folge gezeigt. Und dann wird man hoffentlich Klarheit über einige sehr wichtige Fragen bekommen: Malt Akiva noch? Hat seine Verlobung gehalten? Und zu wem gehört das Baby, das im Trailer für die neue Staffel zu sehen war?

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025