Der Ausdruck »Drei Gesichter des Antisemitismus: rechts, links und islamistisch« erfasst das Wesen des aktuellen historischen Kapitels in einer viel längeren Geschichte. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem Aufstieg von Trumps »America First«-Kampagne 2016 gehöre ich zu jenen Historikern und Beobachtern, die auf das Wiederaufleben alter antisemitischer Verschwörungstheorien und falscher Anschuldigungen gegen den Staat Israel aus allen drei Richtungen aufmerksam gemacht haben. Die drei Gesichter sind Nationalsozialismus, radikale Koraninterpretationen sowie kommunistische und linke Überzeugungen, dass Israel eine Speerspitze des Imperialismus und Siedlerkolonialismus sei. In der langen Geschichte des Antisemitismus ist unsere Zeit durch diese Gleichzeitigkeit des Hasses geprägt, der von ganz unterschiedlichen Ausgangspunkten genährt wird.
Sie treten in verschiedenen Bereichen unserer Gesellschaft auf. Meine Welt sind die Universitäten und Intellektuellen. In dieser Welt sind die Stimmen des Rechtsextremismus marginal. Anders verhält es sich jedoch in der rechten Politik. Seit Donald Trump mit dem Slogan »America First« die Republikanische Partei erobert hat, ist ein alter Rechtsextremismus mit seinen Verschwörungstheorien und seiner Feindseligkeit gegenüber dem Staat Israel wieder im amerikanischen öffentlichen Leben aufgetaucht. Trumps Unterstützung für Israel und sein Widerstand gegen den Antisemitismus der Linken und der Islamisten sind gut bekannt. Dennoch muss hier auf einer vom Tikvah-Institut in Berlin einberufenen Veranstaltung gesagt werden, dass trotz Trumps Unterstützung für Israel und dem Fokus seiner Regierung auf die Bekämpfung des Antisemitismus an den Universitäten eine Folge des Slogans und der langen Tradition von »America First« das Gegenteil bewirkt hat.
Doch die Stimmen des Trumpismus in meiner Welt der Universitäten und Intellektuellen sind selten. Stattdessen gehören dort die lautesten und einflussreichsten Stimmen jenen, die eine offene Diskussion über die Ideologie der Hamas vermeiden, deren Handeln entschuldigen und die Existenz des Staates Israel als moralisch fragwürdig betrachten. Ohne die Realität einer schleichenden und wachsenden Feindseligkeit der rechten Extremisten gegenüber Juden und Israel auch nur im Geringsten zu verharmlosen, möchte ich mich in meinen Ausführungen auf den Judenhass und den daraus resultierenden Israelhass konzentrieren, der vom Islamismus und der Linken ausgeht und an den Universitäten beiderseits des Atlantiks eine Rolle spielt.
Antisemitismus ist in Teilen der Universität Konsens geworden
In den Vereinigten Staaten – und ich denke, es gibt Anzeichen dafür, dass die Situation in Deutschland vergleichbar ist – hat die Mehrheit der Professoren an den großen Forschungsuniversitäten, die sich mit der Geschichte und Politik des Nahen Ostens, Israels, des Islams und des Islamismus befassen, BDS-Resolutionen, das heißt zum Boykott, zur Desinvestition und zu Sanktionen gegen den Staat Israel, unterstützt. Wissenschaftler dieses Fachgebiets, die die Geschichte des islamistischen Antisemitismus in der Islamischen Republik Iran, der Hisbollah oder der Hamas kritisch untersucht oder die Terrorkriege der PLO kritisch analysiert haben, sind selten an großen Forschungseinrichtungen mit Promotionsrecht tätig. Umgekehrt hat ein Konsens, der ein breites Spektrum von gemäßigtem bis hartem Antizionismus umfasst, an Einfluss gewonnen.
Seit dem 7. Oktober trat die Dominanz dieser antizionistischen Forschung deutlich zutage, als an den Universitäten beiderseits des Atlantiks Studentendemonstrationen stattfanden, die die Propaganda und Argumente der Hamas aufgriffen – Demonstrationen, die beträchtliche Unterstützung vonseiten der Fakultät erhielten. Tatsächlich traten in dieser Zeit neben mehreren Ortsgruppen von »Students for Justice in Palestine« auch über 130 Gruppen mit dem Namen »Faculty for Justice in Palestine« verstärkt in Erscheinung.
Die Erfindung des Begriffs »Islamophobie« erwies sich als wirksames Mittel, Antisemitismus-Forscher abzuschrecken.
Die resultierende Zurückhaltung, über islamistischen Judenhass zu sprechen, ist nicht auf einen Mangel an wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema zurückzuführen. Doch diese bleiben in universitären Studien, die sich mit dem Nahen Osten, Israel, dem Islam und dem arabisch-israelischen Konflikt befassen, weitgehend vernachlässigt. Die Erfindung des Begriffs »Islamophobie«, den der französische Essayist Pascal Bruckner treffend als einen »eingebildeten Rassismus« bezeichnete, erwies sich als wirksames Mittel, Wissenschaftler von der Auseinandersetzung mit islamistischem Antisemitismus abzuschrecken.
Dieser Begriff implizierte, dass die gesamte wissenschaftliche Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Islamismus, Judenhass und der Unterstützung der Zerstörung des Staates Israel in Wirklichkeit eine Form von Rassismus sei, die sich als Wissenschaft tarnt. Dies wäre vergleichbar mit der Bezeichnung historischer Forschung zum Zusammenhang zwischen der Interpretation des Christentums und dem Antijudaismus als Form von Rassismus und Vorurteilen. Trotz sorgfältiger Bemühungen, Islamismus vom Islam zu unterscheiden, erkannten junge Wissenschaftler – zumindest im akademischen Bereich –, dass selbst die geringste Berührung dieses Themas ihre Karrierechancen beeinträchtigen würde.
Die Forschung zu islamischen oder islamistischen Formen des Judenhasses wurde fortgesetzt, aber meist außerhalb der wissenschaftlichen Welt der Islamwissenschaft oder der Middle East Studies. Daher fehlen an den meisten großen Forschungseinrichtungen Dozenten mit Fachkompetenz, die bereit sind, abweichende Meinungen zu vertreten und die Hegemonie antizionistischer Forschung in Frage zu stellen.
Vereinnahmung der Nahostforschung durch israelfeindliche Wissenschaftler
Sollten heute hochrangige Professoren oder Mitglieder der Universitätsverwaltung anwesend sein, appelliere ich an Sie, Maßnahmen zur Förderung des Pluralismus in der Nahostforschung zu ergreifen. Im Jahr 2025 gibt es keinerlei Entschuldigung mehr, die Realität des Hasses auf das Judentum, die Juden und Israel zu ignorieren, der sich auf extreme, aber politisch bedeutsame Interpretationen des Korans und seiner Kommentare stützt.
Die Leitungen der Universitäten in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Europa müssen zunächst erkennen, dass sie aufgrund der Vereinnahmung der Nahostforschung durch überwiegend israelfeindliche Wissenschaftler vor einem sehr ernsten Problem stehen. Sie sollten über praktische Maßnahmen zur Förderung von Pluralismus und Meinungsvielfalt nachdenken.
Diese Bemühungen, die derzeit vereinnahmten Disziplinen in Frage zu stellen, sollen von innen den Universitätsleitungen ausgehen, selbst bei Widerstand seitens der Professoren/Erinnern. Ohne konkrete Bemühungen zur Förderung der Meinungsvielfalt in diesem Bereich bleiben öffentliche Äußerungen zur Bekämpfung des Antisemitismus auf dem Niveau nutzloser Allgemeinplätze. Wie Matthias Küntzel betont hat, muss ein erfolgreicher Kampf gegen Antisemitismus eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seiner islamistischen Dimension beinhalten.
Es geht darum, Liberalismus und Interpretationsvielfalt in der intellektuellen und akademischen Welt wiederherzustellen.
In den Vereinigten Staaten, und vermutlich auch in Deutschland, rufen Bestrebungen, Pluralismus in diesem Sinne einzuführen, heftigen Protest der derzeit einflussreichen Hochschullehrenden hervor. Diese sehen darin einen »rechten« Versuch, das Thema Antisemitismus zu instrumentalisieren und Geistes- und Sozialwissenschaften im Allgemeinen zynisch anzugreifen.
Es ist unbestreitbar, dass Verachtung, ja sogar Hass gegenüber den Universitäten in der Politik Trumps – und vermutlich auch in der AfD in Deutschland – Realität ist. Doch außer den derzeit einflussreichen Hochschullehrenden dieser Disziplinen wird niemand die Existenz eines Problems und die Notwendigkeit eines Perspektivenpluralismus leugnen. Es geht darum, Liberalismus und Interpretationsvielfalt in der intellektuellen und akademischen Welt wiederherzustellen und die Rechtfertigung islamistischen Hasses zu beenden.
Die Zurückhaltung linker Dozenten, Islamisten zu kritisieren
Ein höchst eigentümlicher Aspekt unserer gegenwärtigen intellektuellen Landschaft ist die Zurückhaltung linksgerichteter Dozenten und liberaler Journalisten, Islamisten zu kritisieren. Dies ist merkwürdig, denn ob wir nun die Islamische Republik Iran oder die Hamas meinen, wir haben es mit zutiefst reaktionären Traditionen zu tun, die keinerlei Verbindung zum Erbe der Aufklärung und der Französischen Revolution haben, aus denen die moderne Linke hervorgegangen ist. Skepsis gegenüber religiösem Fanatismus scheint in der Diskussion dieser Tendenzen verstummt zu sein.
Es war ein erschreckendes und deprimierendes Versagen, die Ideen der Hamas und des Iran ernst zu nehmen.
Mir scheint, dass die Gewohnheiten von fünf Jahrzehnten linkem Antiimperialismus und der Unterstützung des säkularen Krieges der PLO gegen Israel nahtlos in eine objektive Unterstützung der Hamas übergegangen sind. Die Hamas profitiert somit von den Erfolgen ihres säkularen palästinensischen Rivalen. Entweder haben meine Kollegen die Hamas-Charta und die nachfolgenden Erklärungen von Hamas-Führern nicht gelesen oder, falls doch, betrachten sie diese als mehr oder weniger verständliche oder gerechtfertigte Folgen der israelischen Politik. Es war ein erschreckendes und deprimierendes Versagen, die Ideen der Hamas und des Iran ernst zu nehmen, und ein aktuelles Beispiel für das Problem der Unterschätzung, über das wir Historiker des Nationalsozialismus und des Holocaust seit Jahrzehnten schreiben.
So wiederhole ich heute, im Jahr 2025, erneut, was viele von uns in den letzten zwanzig Jahren geschrieben haben. Die Hamas-Charta ist verwurzelt in einer reaktionären politischen Tradition, die islamistischen religiösen Fanatismus mit den Nachwirkungen der islamistischen Kollaboration mit Nazi-Deutschland während des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust vermischt. Sie verkündet stolz, dass die Hamas Krieg gegen »die Juden« führt, mit dem Ziel, den Staat Israel mit Waffengewalt zu vernichten. Prinzipiell lehnt sie jeden Kompromiss ab, der den Fortbestand des Staates Israel sichert. Sie rechtfertigt diesen Krieg als Pflicht aller Gläubigen des Islam, so wie sie diese Religion interpretiert, und integriert die Verschwörungstheorien des Nationalsozialismus über jüdische Macht und Bosheit in ihr Weltbild. Sie denunziert die Juden als Ursache der Französischen und der Bolschewistischen Revolution sowie des Ersten und Zweiten Weltkriegs.
Die Handlungsfähigkeit der Hamas wird ignoriert
Die Ignorierung oder Vernachlässigung der politischen Handlungsfähigkeit der Hamas ist auch zentral für den Völkermordvorwurf gegen Israel. Die Hamas gehört zu jenen ideologischen Vorreitern der modernen Geschichte, die sich selbst die Absicht geben, Geschichte zu schreiben, in Ereignisse einzugreifen, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und den Lauf der Dinge zu verändern. Doch die Ignorierung ihrer immensen Handlungsfähigkeit der Hamas war einer der zentralen Aspekte der Reaktionen auf den 7. Oktober in Europa und den Vereinigten Staaten.
Tal Becker, Rechtsberater des israelischen Außenministeriums, bemerkte im Dezember 2023 vor dem Internationalen Gerichtshof in seiner Stellungnahme gegen den Völkermordvorwurf Südafrikas, dieser klinge so, »als gäbe es überhaupt keinen intensiven bewaffneten Konflikt zwischen den beiden Parteien, keine ernsthafte Bedrohung für Israel und seine Bürger, sondern lediglich einen israelischen Angriff auf Gaza.«
Der Mangel an Interpretationsvielfalt an den Universitäten untergräbt deren Existenzberechtigung.
Die Befürworter des Völkermordvorwurfs ignorieren auch den grundlegenden Unterschied zwischen Krieg und Völkermord. Die Hamas führte ihren Krieg von einem riesigen unterirdischen Tunnelsystem aus, wodurch es unausweichlich war, dass Israels Krieg gegen die Hamas zu Toten und Verletzten unter der Zivilbevölkerung des Gazastreifens führen würde. Darüber hinaus wurde die Präsentation realer und verzerrter Informationen über zivile Opfer vor einem globalen Publikum zu einem Schlüsselelement der Bemühungen der Hamas, den von ihr begonnenen Krieg zu gewinnen.
Ich möchte abschließend noch einmal auf das Fehlen eines wissenschaftlichen Pluralismus in Bezug auf Israel, Zionismus, Islamismus und den Islam sowie Antisemitismus in seinen linken und islamistischen Ausprägungen zurückkommen. Zu Recht müssen wir Aufmerksamkeit auf das Wiederaufleben des traditionellen rechtsgerichteten Antisemitismus in der breiteren politischen Landschaft lenken. Aber wir müssen auch unser eigenes Haus in Ordnung bringen, das heißt, den Antizionismus und die Israelfeindlichkeit bekämpfen, die in der Wissenschaft vor und nach dem 7. Oktober aufgetreten sind.
Die Wiederherstellung oder Schaffung eines Pluralismus und einer Vielfalt an Interpretationen in Bezug auf Israel, den Nahen Osten, den Islam und den Islamismus sowie den Antisemitismus in seinen drei Facetten sind zentrale Aufgaben der Wissenschaft und der intellektuellen Auseinandersetzung – heute und in den kommenden Jahren.
Nun sollen die Hochschulleitungen und -verantwortlichen konkrete Maßnahmen ergreifen, um Wissenschaftler einzustellen, die sich der Realität des Antisemitismus – unabhängig von seiner Herkunft – unvoreingenommen stellen. Der Mangel an Interpretationsvielfalt an den Universitäten untergräbt deren Existenzberechtigung: die Suche nach der Wahrheit in wichtigen und ernsten Angelegenheiten.
Jeffrey Herf ist Historiker, Antisemitismusexperte und emeritierter Professor der Universität von Maryland.