Kino

»Triple 9«

Triple 9» – dreimal die Neun – lautet im amerikanischen Polizeifunk der Code, wenn ein Beamter im Dienst verletzt oder getötet wird.

Mit einem Polizistenmord will in John Hillcoats gleichnamigem Actionthriller, der jetzt in den Kinos läuft, eine vierköpfige Gang in Atlanta/Georgia die Ordnungskräfte binden, um derweil im örtlichen Büro des Heimatschutzministeriums einen Safe zu knacken. Der enthält brisante Dokumente über einen russisch-jüdischen Mafiaboss, die ihn aus dem Knast bringen könnten.

Einbruch Der Auftrag kommt von Irina Vlasov (Kate Winslet), der Frau des Mafioso, die aus dem Hauptquartier ihres Mannes, einer koscheren Schlachterei, die kriminellen Geschäfte weiterführt – mit aller nötigen Brutalität. Der Einbruch in die schwer bewachten Räume der Behörde ist Familiensache, auch, weil Michael Atwood (Chiwetel Ejiofor), der schwarze Anführer der angeheuerten Gang, der Liebhaber von Irinas Schwester Elena (Gal Gadot) und Vater ihres Sohnes ist.

Mit polizeilichen Einsätzen kennen Michaels Leute sich aus. Zwei von ihnen, Marcus Belmont (Anthony Mackie) und Franco Rodriguez (Clifton Collins jr.), sind selbst Cops. Dran glauben soll bei dem Coup Marcus’ neuer Partner Chris Allen (Casey Affleck). Dessen Onkel Jeffrey (Woody Harrelson) ist ebenfalls Polizist – und der Gang auf der Spur, nachdem sie zuvor, ebenfalls im Auftrag von Irina, eine Bank ausgeraubt hatte.

Der Coup gelingt zunächst. Doch statt Chris wird Marcus angeschossen. Franco killt Michael, um das Honorar für den Coup für sich zu behalten. Michael hat zuvor Irina in ihrem Auto mit einer Sprengladung in die Luft gejagt, nachdem die Mafiachefin seinen Sohn auf das Familienanwesen in Eilat gebracht hat, um den Jungen für alle Zeiten seinem Vater, dem, so Irina, «schwarzen Affen», zu entziehen. Jeffrey, der den korrupten Cops auf die Schliche gekommen ist, erschießt Franco, bevor der Chris erledigen kann, wird bei dem Gefecht jedoch selbst schwer verletzt.

Krieg So verwirrend sich das liest, so konfus ist tatsächlich auch das Drehbuch. Das ist die Schwäche des Films, die durch die guten Schauspieler und vor allem durch die grandiose Regie wettgemacht wird. Triple 9 zeichnet ein Hobbes’sches Universum des Krieges aller gegen alle: Cops gegen Gangs, Gangs gegen Gangs, Cops gegen Cops – quasi The Wire auf Crystal Meth.

Die – äußerst blutige – Action lässt die mangelnde Entwicklung von Plot und Figuren übersehen. Daraus, dass die Gangster jüdisch sind, macht der Film im Übrigen kein großes Aufhebens. Irinas orthodoxe «Personal» mit Pistole und Zizit wirken nicht im Geringsten exotisch. Was auch der Wirklichkeit entspricht. Die russisch-jüdisch-israelische Mafia ist in der organisierten Kriminalität der USA schon seit Jahren ein Faktor. Mit Triple 9 ist sie jetzt auch in der Popkultur angekommen.

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