Musik

Traurig-schönes Klagelied

Der New Yorker Anti-Folk-Star Adam Green hat sich für sein neues Album Aladdin viel Zeit gelassen. Ganze sechs Jahre liegt sein letztes Soloalbum Minor Love bereits zurück. Jetzt wagt er gleich den Doppelschlag: Zusammen mit der neuen CD erscheint ein dazugehöriger gleichnamiger Film.

Das entspricht ganz dem Wesen von Adam Green als Hansdampf in allen Gassen, der sich nie festlegen lassen wollte und immer schon einen ganzheitlichen künstlerischen Anspruch vertrat, in dem sich alle Ausdrucksformen gleichberechtigt gegenüberstehen. Dabei hat er allerdings nie auf Hochglanz gesetzt, sondern stets augenzwinkernd mit der Improvisation, dem Abgeschrammelten und Nichtperfekten gespielt.

Soundtrack Das zeigt sich besonders drastisch in seinem neuen Film Aladdin, der eine moderne Version des nahöstlichen Märchens sein soll, aber in der Pappmaschee-Kulisse eher wie das Klassenspiel einer Grundschule wirkt. Anders ist das beim dazugehörigen Soundtrack. Hier setzt Adam Green auf Bewährtes: schnodderigen Folk, der mal melancholisch, mal überdreht daherkommt und immer mit einer gehörigen Portion Ironie und Witz gepaart ist.

Gleich beim ersten Lied »Fix my Blues« werden Erinnerungen an Greens Erfolgsalbum Gemstones (2005) wach. Ein verträumtes Lied, das durch Greens leicht gelangweilten, tiefen Bariton und die reduzierte, an die 60er-Jahre erinnernde Instrumentierung wie ein Spaziergang durch New York nach einer viel zu langen Nacht wirkt. Doch schon mit dem nächsten Stück »Nature of the Clown« springt Green in eine andere Rolle.

Der Song ist ein leichtes, lockeres Popstück, das aber durch verschiedene eingestreute Soundeffekte immer wieder gebrochen wird. Mit »Never Lift a Finger« zeigt Green wiederum, dass er problemlos auch einen Gang zurückschalten kann. Das Ergebnis ist das traurig-schöne Klagelied eines von der Liebe enttäuschten Großstädters.

Kurzum: Mit Aladdin hat sich Adam Green eindrucksvoll zurückgemeldet und ein Album vorgelegt, das den Kosmos des Sängers in seiner ganzen Vielfalt und Verrücktheit auslotet – auch wenn die Spielzeit von nur einer knappen halben Stunde ein kleiner Wermutstropfen ist.

Adam Green: »Aladdin«. Revolver Distribution Services 2016

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025