New York

Trauer um André Previn

André Previn (1929–2019) Foto: dpa

Vier Oscars, zehn Grammys, unzählige verkaufte Alben und fünf gescheiterte Ehen: Das Leben des Ausnahmemusikers André Previn verlief turbulent und zumindest beruflich höchst erfolgreich. Nach einer jahrzehntelangen Karriere im Rampenlicht hatte sich der Pianist, Komponist und Dirigent zuletzt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am Donnerstag starb Previn im Alter von 89 Jahren »nach kurzer Krankheit« in seinem Zuhause in New York, wie seine Managerin Linda Petrikova der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

Geboren wurde Previn 1929 als Andreas Ludwig Priwin in Berlin, aber schon bald nach seiner Geburt musste er mit seiner jüdischen Familie vor den Nazis flüchten. »Ich habe erst spät realisiert, dass mein Vater wirklich ein Held war. Er hat Deutschland verlassen, hatte kein Geld, hat die Sprache nicht gesprochen und hat es trotzdem geschafft, uns durchzubringen. Aber wir sind nicht sehr gut miteinander klargekommen«, sagte Previn einst dem »Guardian«.

talent Über Paris gelangte die Familie in die USA, wo Previn bald sein musikalisches Talent entdeckte. Schon mit 15 gab er ein Jazzkonzert in der Philharmonie von Los Angeles und zählte bald zu den hochkarätigen Jazzern der US-Szene. Regelmäßig stand er mit Größen wie Benny Goodman, Dizzy Gillespie, Benny Carter oder Billie Holiday auf der Bühne.

In den 40er-Jahren bekam Previn, der inzwischen US-Staatsbürger geworden war, einen Vertrag als Hollywood-Musiker beim Studio Metro Goldwyn Meyer.

In den 40er-Jahren bekam Previn, der inzwischen US-Staatsbürger geworden war, einen Vertrag als Hollywood-Musiker beim Studio Metro Goldwyn Meyer. Die erste Filmmusik schrieb er für eine Folge der Serie Lassie. Für die Filme Gigi, My Fair Lady, Porgy and Bess sowie Irma la Douce heimste er jeweils einen Oscar für die beste Filmmusik ein. Trotz des Erfolgs wandte er der Traumfabrik nach 16 Jahren schlagartig den Rücken. »Ich wollte mit dem Talent spielen, das ich hatte.«

Previn widmete sich der klassischen Musik. Er lernte das Dirigieren, übernahm 1967 das Houston Symphony Orchestra und wurde nach nur drei Jahren als Nachfolger von Claudio Abbado als Chefdirigent und Musikdirektor an die Spitze des London Symphony Orchestra berufen. Es folgten Kooperationen mit so gut wie allen großen Orchestern der Welt. Zudem galt er als einer der weltweit wichtigsten zeitgenössischen Komponisten. Neben seinen Grammys wurde er 2011 mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und damit einem der höchsten deutschen Orden ausgezeichnet.

kunstsammler Privat erlebte der leidenschaftliche Kunstsammler währenddessen mehr Tiefen als Höhen. Beruflich bereue er nichts in seinem Leben, sagte Previn einmal. »Privat ja. Ich habe einige ziemlich schlechte Entscheidungen in meinem Privatleben getroffen.« Fünf Ehen scheiterten, neun Kinder und Adoptivkinder blieben aus den Verbindungen.

Von 1970 bis 1979 war Previn mit der Hollywood-Schauspielerin Mia Farrow verheiratet. Die gemeinsame Adoptivtochter Soon-Yi ist inzwischen Ehefrau von Filmemacher Woody Allen, nachdem zuvor Farrow selbst mit dem Regisseur zusammen war. Farrow und Previn blieben allerdings »beste Freunde«, wie er immer wieder betonte. Auch mit der 34 Jahre jüngeren Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter, mit der Previn von 2002 bis 2006 verheiratet war, blieb er auch nach dem Scheitern der Ehe befreundet.

 

Kulturkolumne

Was bleibt von uns?

Lernen von John Oglander

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Hollywood

Scarlett Johansson macht bei »Exorzist«-Verfilmung mit

Sie mimte die Marvel-Heldin »Black Widow« und nahm es in »Jurassic World: Die Wiedergeburt« mit Dinos auf. Nun lässt sich Scarlett Johansson auf den vielleicht düstersten Filmstoff ihrer Laufbahn ein

 25.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Nürnberg

»Tribunal 45«: Ein interaktives Spiel über die Nürnberger Prozesse

Darf man die Nürnberger Prozesse als Computerspiel aufarbeiten? Dieses Spiel lässt User in die Rolle der französischen Juristin Aline Chalufour schlüpfen und bietet eine neue Perspektive auf die Geschichte

von Steffen Grimberg  24.11.2025