Beim diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Literaturwettbewerb beginnt die Preisverleihung am Sonntagvormittag. Insgesamt 14 deutschsprachige Autorinnen und Autoren präsentierten zuvor in Klagenfurt ihre Texte in einem dreitägigen Wettlesen.
In den Jury-Debatten, die vor Publikum und im Fernsehen live ausgetragen wurden, kristallisierten sich einige Favoriten für den Hauptpreis der Stadt Klagenfurt heraus. Laut Veranstalter, dem Sender ORF, ist dieser mit 25.000 Euro dotiert. Darunter ist etwa der in Konstanz lebende Autor Thomas Bissinger mit einem Ausschnitt aus seinem historischen Romanprojekt über die Familie des Physikers Paul Ehrenfest während der NS-Zeit.
Auch der Berliner Schriftsteller Boris Schumatsky konnte die Jury überzeugen, mit einem Text über die Unmöglichkeit, in seine Geburtsstadt Moskau zurückzukehren. Mara Delius nannte den Text in der Jurydiskussion nach der Lesung, den »wohl interessantesten und vermutlich auch besten Beitrag« in diesem Jahr. Auch andere Jurorinnen und Juroren waren angetan von der Sprache, der Konstruktion und den verschiedenen Ebenen des Textes, der die Leser durch eine leise, aber durchdringende Sprache berühre.
Boris Schumatsky, der Mitte der 90er-Jahre von Moskau nach Berlin kam, hat in Beiträgen für Zeitungen wie »Frankfurter Allgemeine« oder »Die Zeit« über den 7. Oktober 2023, über Antisemitismus und über seine Erinnerungen als jüdischer Student geschrieben.
Die österreichische Sprachkünstlerin Natascha Gangl beeindruckte mit einer literarischen Suche nach den versteckten Spuren eines NS-Verbrechens. Zum Favoritenkreis zählt auch die Zürcher Autorin Nora Osagiobare, die eine energiegeladene Erzählung rund um Vater-Tochter-Konflikte, Drogen und Reality-TV präsentierte.
Der Bachmann-Preis ist nach der österreichischen Literatin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannt. Zudem werden im Rahmen des Wettbewerbs fünf weitere Auszeichnungen vergeben. dpa/ja