Film

»Sie ist eine Kämpferin«

Rachel Weisz als Historikerin Deborah Lipstadt Foto: 2016 Bleecker Street

Frau Weisz, Sie sind zurzeit mit Ihrem neuen Film »Verleugnung« in den Kinos zu sehen, in dem Sie die Hauptrolle spielen. Worum genau geht es darin?
»Verleugnung« erzählt die Geschichte der amerikanischen Professorin Deborah Lipstadt, die 1996 von dem britischen Autor und Schoa-Leugner David Irving wegen Verleumdung verklagt wurde. Lipstadt hatte Irving vorgeworfen, Hitler zu bewundern und den Holocaust zu leugnen. Weil nach britischem Recht nicht der Kläger die Richtigkeit seiner Klage beweisen muss, sondern der Angeklagte die Richtigkeit seiner Aussagen, lag die Beweislast bei Lipstadt. Der Prozess war sehr komplex und langwierig. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit war enorm. Doch Lipstadt ließ sich von nichts einschüchtern, auch nicht von Irving, und kämpfte unerbittlich für ihr Recht, einen Schoa-Leugner weiterhin einen Schoa-Leugner nennen zu dürfen.

Im Film gibt es eine Szene, die in Auschwitz spielt. Tatsächlich besuchten Deborah Lipstadt und ihre Anwälte damals zur Prozessvorbereitung die KZ-Gedenkstätte. Haben Sie am Originalschauplatz gedreht?
Das haben wir, und für mich war das eine eindrucksvolle Erfahrung. Ich war vorher noch nie in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz gewesen, obwohl ich es schon lange vorgehabt hatte. Dort dann allerdings auch arbeiten zu müssen, war sehr befremdlich. Deborah ging es damals ähnlich: Eigentlich wollte sie sich an diesem Ort nicht mit Beruflichem beschäftigen. Insofern konnte ich dann meine Gefühle doch noch ganz gut für die Szene einsetzen.

Sie sind wie Deborah Lipstadt Jüdin. Waren dieser Film und seine Thematik deswegen für Sie von besonderer Bedeutung?
Als Schauspielerin will ich natürlich jede Geschichte mit Leidenschaft auf die Leinwand bringen. In dieser Hinsicht empfinde ich immer eine große Verantwortung für meine Rollen. Von daher würde ich sagen, dass ich genauso an »Verleugnung« herangegangen wäre, wenn ich nicht jüdisch wäre. Aber ...

Aber?
Es wäre dann doch gelogen, wenn ich behaupten würde, dass der Film nicht doch noch eine andere Dimension für mich hatte, die ihn zu etwas Besonderem machte. Wegen der ungewöhnlichen Geschichte. Doch tatsächlich auch, weil ich – so erstaunlich es ist – in all den Jahren in keinem meiner Filme je eine Jüdin gespielt hatte.

Mit der Schauspielerin sprach Patrick Heidmann.

Lesen Sie das vollständige Interview in unserer Ausgabe am Freitag.

Zahl der Woche

384 Betten

Fun Facts und Wissenswertes

 21.10.2025

Rezension

Constantin Schreiber zwischen Hass und Hoffnung

Auch in der fünften Folge seiner Late-Night-Show geht es Constantin Schreiber darum, dass die Menschen miteinander reden. Nur zu Israel will sich niemand so richtig äußern

 21.10.2025

Rock-Legende

Grenzgänger zwischen Jazz und Rock: Manfred Mann wird 85

Der jüdische Musiker tritt seit 63 Jahren mit seinen Bands auf. Schon in den nächsten Tagen sind Konzerte in Deutschland vorgesehen

von Imanuel Marcus  20.10.2025

Los Angeles

Gene Simmons beklagt mangelndes Verständnis für Israel

Es gebe auch viele jüdische »Idioten«, die nicht verstünden, was im Nahen Osten passiere, sagt der Kiss-Rocker

 20.10.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  19.10.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Über Wurstmeldungen und andere existenzielle Fragen

von Katrin Richter  19.10.2025

Aufgegabelt

Maroni-Kuchen

Rezepte und Leckeres

von Nicole Dreyfus  19.10.2025

Sachbuch

Ärger am Skopusberg

Yfaat Weiss skizziert die wechselvolle Geschichte der israelischen Exklave in Ost-Jerusalem zwischen 1948 und 1967

von Ralf Balke  19.10.2025

Innovation

Rettung für den Kinneret

Zum ersten Mal weltweit wird entsalztes Wasser in einen Süßwassersee geleitet

von Sabine Brandes  19.10.2025