NSU-Terror, Flucht und Abschiebung, Kampf gegen den IS, Pädophile im Internet: In diesem Jahr gehen Grimme-Preise an Produktionen über brisante aktuelle Themen. Auch ZDF-Satiriker Jan Böhmermann ist wieder unter den Preisträgern, die das Grimme-Institut am Mittwoch in Essen vorstellte.
Für Streit in der Jury Unterhaltung sorgte die Auszeichnung der ProSieben-Show »Applaus und Raus!« mit Moderator Oliver Polak. Es war der einzige Preis für einen Privatsender. Während die Jury-Mehrheit in der Begründung lobte, Polak gelinge es, das »ausgeleierte« Fernsehgesprächsformat »in die Sphären des Interessanten und Unerwarteten zurückzuholen«, distanzierten sich zwei Jury-Mitglieder von der Entscheidung.
Twitter Der Jury-Vorsitzende Dieter Anschlag kritisierte, der für die Show verwendete Hashtag gastoderspast und der – später geänderte – Twitter-Account GastOderSpast diskriminierten behinderte Menschen. »Eine solche Geisteshaltung und eine Sendung, die es zum Prinzip erhebt, Menschen bei Nichtgefallen ›rauszuschmeißen‹«, seien einer wertegetragenen Auszeichnung wie des Grimme-Preises nicht würdig. Der Juror Jürn Kruse veröffentlichte im Online-Auftritt der »tageszeitung« einen Brief an Polak, in dem er ebenfalls den Hashtag kritisierte.
Insgesamt wurden zwölf Preise, zwei Spezialpreise sowie eine Auszeichnung für eine besondere journalistische Leistung in den vier Kategorien Fiktion, Unterhaltung, Info und Kultur sowie Kinder und Jugend vergeben. Sie zeigten »auf beeindruckende Weise«, wie komplexe Sachverhalte, politische Verstrickungen oder die Logik von Krieg und Terror im Medium Fernsehen umgesetzt werden könnten, hob Grimme-Direktorin Frauke Gerlach hervor.
Die Auszeichnungen werden am 31. März im Theater Marl verliehen. Laut Grimme-Institut beteiligten sich mit mehr als 1000 Einreichungen in diesem Jahr so viele Produktionen wie noch nie im Wettbewerb. Der undotierte Preis wird in diesem Jahr zum 53. Mal vergeben und gilt als wichtigster deutscher Fernsehpreis. Gesellschafter des Grimme-Instituts sind der Deutsche Volkshochschul-Verband, WDR, ZDF, die Film- und Medienstiftung NRW, die Landesanstalt für Medien NRW, die Stadt Marl und das Land Nordrhein-Westfalen. epd