Geschichte

Selbstkorrektur als Prinzip

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Selbstkorrektur als Prinzip

»Ewige Schuld?« in neuer Bearbeitung

von Gernot Wolfram  29.04.2023 23:32 Uhr

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Bücher sind in der digitalen Ära nicht sehr langlebig. Auch historische Einschätzungen scheinen in Zeiten geopolitischer Verschiebungen noch instabiler zu sein als je zuvor. Daher überzeugt der Ansatz des Historikers Michael Wolffsohn, sein einflussreiches, 1988 zum ersten Mal publiziertes Buch Ewige Schuld? über das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel mit hervorgehobenen Anmerkungen noch einmal zu veröffentlichen.

Vor 75 Jahren, am 14. Mai 1948, erfolgte die Proklamation des Staates Israel. Aus Anlass dieses Jahrestages legt Michael Wolffsohn die selbstkritische und komplett überarbeitete Neufassung seines Werks vor. Alle Änderungen sind im Text blau markiert.

kehrtwendungen »Ohne Kritik und Selbstkritik oder -korrektur demaskiert sich Wissenschaft als Popanz oder Propaganda«, proklamiert er gleich zu Beginn, ohne allerdings in der Folge allzu radikale Kehrtwendungen zu vollziehen. Das Verhältnis zwischen Deutschland und Israel wird entlang von Wolffsohns bekannten Forschungspers­pektiven empirisch beleuchtet. Noch einmal wird deutlich betont, dass Israel nicht wegen des Hitler-Faschismus existiert, sondern als »jüdische Wiedergeburt«.

Die aktuelle Zunahme von Antisemitismus in Deutschland wird datenbasiert festgestellt, die Geschichte von Verdrängung und Instrumentalisierung des Holocaust noch einmal intensiv rekapituliert. Wolffsohn benennt zugleich den persönlichen Standpunkt seiner Autorschaft: »Ein in Israel geborener, mit Israel stark verbundener, kosmopolitisch-westlich deutsch-jüdischer Patriot«.

Dies führt neben den spannend zu lesenden Analysen über den Einfluss von Geschichtspolitik auf die Entwicklung der Bundesrepublik, besonders nach der Wiedervereinigung, und den fundierten Bezügen zur politischen und historischen Forschung immer wieder zu einem Spagat zwischen kommentierender Ironie und dem Anspruch, wissenschaftlich zu argumentieren.

angela merkel Ein Beispiel: das Kapitel über Angela Merkel. Überschrieben ist es mit dem Titel: »Schutzengel Angela? 2005 – 2021«. Der Historiker zeigt die großen Linien und Widersprüche von Merkels Israelpolitik auf, etwa ihre rhetorischen Versprechungen, denen allzu häufig eine merkwürdige Zögerlichkeit in Bezug auf die Unterstützung Israels und den Kampf gegen Antisemitismus folgte.

»Der vermeintliche deutsche Schutzengel ›der‹ Juden und Israels, ›Angela‹, personifiziert den Anfang vom Ende der herkömmlichen Juden- und damit auch Geschichtspolitik Deutschlands.« Ob die Metapher des Schutzengels »Angela« innerhalb solcher politischen Komplexität überzeugt, ist freilich eine Diskussion, die der Leser, wie an vielen anderen Stellen des Buches, mit Inspiration führen kann. Gernot Wolfram

Michael Wolffsohn: »Ewige Schuld? 75 Jahre deutsch-jüdisch-israelische Beziehungen«. Langen Müller, München 2023, 386 S., 24 €

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