Sehen!

»Schweigend steht der Wald«

Forstpraktikantin Anja Grimm (Henriette Confurius) Foto: Poison

Nebel wabert, Würmer bohren sich durchs Erdreich. Es regnet ununterbrochen, und überhaupt ist alles unheimlich in diesem Wald sowie dem mitten darin gelegenen Dorf in der Oberpfalz im Jahr 1999. Auf einer Lichtung sieht man eine junge Frau, die Forstpraktikantin Anja Grimm, die schweigend Bodenproben entnimmt, die sie stutzig machen. Und damit nimmt das Spielfilmdebüt Schweigend steht der Wald von Saralisa Volm, das auf einer Adaption des gleichnamigen Romans von Wolfram Fleischhauer basiert, seinen Lauf.

Wie bei den Sedimentschichten beginnt sie peu à peu, gleich mehrere Geheimnisse der Dorfgemeinschaft freizulegen, was – wenig überraschend – auf Widerstand stößt. Warum wird Anja Grimm von Xaver, dem lokalen Sonderling, bedroht, der daraufhin auch noch seine Mutter erschlägt? Was hat der pensionierte Polizist zu verbergen, der gegenüber seinem Sohn Konrad, der in die Fußstapfen seines Vaters getreten ist, erklärt, dass die Forstpraktikantin »weg muss«, weil sie die Gabe hat, den » Wald zu lesen, wie keiner von uns«?

KZ Flossenbürg Bald erfährt man, dass die junge Frau die Gegend bereits aus der Kindheit kennt. Ihr Vater ist dort 20 Jahre zuvor spurlos verschwunden. Und fast beiläufig fällt der Name des KZ Flossenbürg, ein Besuch des damaligen bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß wird erwähnt.

Irgendwann wird klar, dass die Bewohner des Dorfes in den letzten Tagen des Krieges Schuld auf sich geladen haben. Es geht um ihre Beteiligung an der Ermordung von KZ-Häftlingen, die auf einen der Todesmärsche geschickt wurden, sowie um ein Massengrab.

Spätestens jetzt verheben sich die Macher des Films. Plötzlich erfährt man von dem Projekt, nahe dem Dorf einen Märchenwald anzulegen, das zu scheitern droht, wenn die Geschichte von dem Massengrab ruchbar wird. Und wo von Märchen die Rede ist, sind die Gebrüder Grimm nicht weit, was dann wohl die Namensgebung der Protagonistin erklären soll, aber einfach nur zu dick aufgetragen ist.

Zudem wirken die Dialoge rund um die Themen Verdrängung und Mittäterschaft wie aus dem Satzbaukasten zusammengeschustert, einfach nur banal und hölzern. Und den zum Verständnis notwendigen historischen Kontext bekommt man am Ende im Abspann wie in einem Lehrfilm schulmeisterhaft nachgeliefert.

Der Film ist ab dem 27. Oktober im Kino zu sehen.

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Kino

»Fast ein Wunder«

Das israelische Filmfestival »Seret« eröffnete in Berlin mit dem Kassenschlager »Cabaret Total« von Roy Assaf

von Ayala Goldmann  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Netflix-Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  20.11.2025